Essen. 26 Prozent der arbeitslosen Essener sind älter als 50. Das Jobcenter will Unternehmen dazu bringen, Älteren eine Chance zu geben und auf ein Miteinander von Jungen und Alten zu setzen. Die Frillendorfer Firma KS Licht- und Elektrotechnik wurde dafür ausgezeichnet.

Klaus Jung ist jetzt 60 Jahre alt, er hat Glück gehabt. Acht Jahre war der gelernte Industrie-Kaufmann aus Steele ohne Job, bis man ihm 2011 im Lager der KS Licht- und Elektrotechnik GmbH eine neue Chance gab. Er hat Arbeit – das kann nicht jeder in seinem Alter von sich sagen.

Arbeitslosigkeit ist für Tausende ältere Essener ein Problem: 26 Prozent der Erwerbslosen in dieser Stadt sind älter als 50. Dabei beträgt ihr Anteil an der Bevölkerung nur knapp 21 Prozent. Wirtschaft und Politik haben längst erkannt, dass dies ein gewaltiges gesellschaftliches Problem ist. „Wir müssen die gebrochenen Erwerbsbiografien beenden“, mahnt deshalb Sozialdezernent Peter Renzel. „Sonst wird für viele die Rente nicht reichen.“

Projekt für ältere Arbeitnehmer

Auch Dieter Hillebrand vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) fordert ein Ende der Altersdiskriminierung: „Es gehört mehr zu den betrieblichen Abläufen, als sich bei Facebook auszukennen. Die Generation Ü50 besteht zum Teil aus hochausgebildeten Fachkräften. Das müssen wir in der Wirtschaft stärker bekannt machen.“

Ein Projekt des Essener Jobcenters, der „Arbeit & Bildung Essen GmbH“ (ABEG) und der Diakonie hat es sich zum Ziel gesetzt, Ältere in die Betriebe zu vermitteln. KomET („Kompetenz, Erfahrung, Tatkraft“) heißt der von diesen Institutionen ausgelobte Wettbewerb, er zeichnet regelmäßig Unternehmen aus, in denen Berufseinsteiger besonders eng mit erfahrenen Kollegen zusammenarbeiten.

Expansion mit den eigenen Leuten

Zuletzt erhielt der Frillendorfer Lampen-Großhandel KS Licht- und Elektrotechnik den mit 2500 Euro dotierten ersten Preis. Der 1992 gegründete Familienbetrieb arbeite „bewusst in altersgemischten Teams“, wie es in der Begründung der Jury heißt. Geschäftsführerin Elfi Steffen erklärt ihr Konzept so: „Die Älteren sind bei uns auch für die Ausbildung zuständig. Sie bereiten die Azubis darauf vor, selbst einmal Bereichsleiter zu werden. So expandieren wir mit unseren eigenen Leuten.“

Auch Klaus Jung profitierte einst vom Engagement seines Arbeitgebers. Nicht nur, weil er vor drei Jahren eingestellt wurde: Als Mitarbeiter Firmenchefin Steffen berichteten, dass Jung Probleme mit den Füßen habe, wenn er lange im Lager stehen musste, organisierte sie eine Weiterbildung für ihn. Heute arbeitet er im Versandbüro – ein Schreibtisch-Job. Steffen legt Wert darauf, Chefin der Truppe zu sein, nicht Freundin. Dennoch, sie sei sich ihrer Verantwortung bewusst: „Für kleinere Unternehmen ist das leider eher ungewöhnlich, dass sie soziales Engagement für ihre Mitarbeiter zeigen.“