Essen. Glühbirnen wechseln, Wassermengen reduzieren, Tipps geben: Essener Familien erhalten beim Stromverbrauch Hilfe von geschulten Kräften. Für diese ist die Aufgabe ein Weg aus der Arbeitslosigkeit und eine sinnvolle Tätigkeit, bei der sie den Kontakt zu Kollegen schätzen.

Schule, Ausbildung, Arbeit: Beruflich lief es bei Hans-Günther Meißner, der als Technischer Zeichner im Baunebengewerbe tätig war. Er fertigte Zeichnungen, Entwürfe, berechnete alles, was mit Heizung, Lüftung oder Sanitärinstallationen zu tun hatte, war dafür auch auf den Baustellen vor Ort. In Amsterdam zum Beispiel, als dort das Konzertgebäude entstand, berichtete Meißner, der für diese Projekte immer befristete Arbeitsverträge erhielt. „Für mich war immer Schluss, wenn alles funktionierte.“ Was dann nicht mehr funktioniert hat in seiner beruflichen Laufbahn, war der Wiedereinstieg, nachdem er seine Mutter gepflegt hatte.

„Ich hatte ein gewisses Alter erreicht, aber auch Erfahrung, und ich wollte wieder arbeiten“, sagt der 62-Jährige. „Damals mit 54 war ich fürs Arbeitsamt zu alt.“ Er hoffte weiter, schätzte gleichzeitig seine Lage nach zahlreichen Bewerbungen realistisch ein. Es folgten Hartz IV, Ein-Euro-Jobs als Hausbetreuer für ein Wohnungsunternehmen und die Diakonie.

Dazu gehörte der Einsatz als Energiespar-Berater, der nun in einen Acht-Stunden-Arbeitstag und eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung mündete. Auch die ist nun für zwei Jahre befristet, aber „mein Tag ist strukturiert, und ich habe Beschäftigung“, sagt Meißner und findet seine Aufgabe richtig sinnvoll, weil er Menschen mit einfachen Tipps zeigt, wie sie Strom und Geld sparen. Bis zu 140 Euro im Jahr sind möglich. Meißner selbst erhält nun 1400 Euro brutto. Ob er netto mehr haben wird als zuvor, das weiß er noch nicht. Wenn aber doch ein bisschen übrig bleibt, dann wird er sein Moped tanken. „Ich kann einfach nicht ohne“, sagt er über sein Hobby.

"Gemeinsamkeit, die zusammenschweißt"

Für den Energiespar-Berater stehen täglich zwei bis drei Termine in Haushalten an, in denen er Glühbirnen gegen Sparlampen austauscht, Wasser- und Standby-Verbrauch von Spielekonsolen oder Fernsehern prüft und abschaltbare Steckleisten empfiehlt. Am Stand bei den Stadtwerken oder im Jobcenter wirbt er um „Kunden“, für die sein Service kostenlos ist. Im Büro wertet er alle Stromdaten aus und trifft auf seine Kollegen wie Elke Neumann. Die 61-Jährige hat drei Kinder groß gezogen, hat 14 Jahre lang als Altenpflegerin in Nachtschicht gearbeitet. Es folgte die Arbeitslosigkeit. „In der Floristik habe ich entdeckt, was ich noch alles kann“, sagt sie, doch über eine Maßnahme kam sie damit nicht hinaus.

Auch ihre Tätigkeit als Energiespar-Beraterin macht sie im Gegensatz zu ihrem Kollegen als Gemeinwohlarbeit: täglich sechs Stunden, je Stunde erhält sie 1,25 Euro zu Hartz IV hinzu. Sie kommt aus, sei bescheiden geworden. „Was Besseres gibt es nicht – im Moment“, sagt Elke Neumann, die ihre neue Aufgabe als wunderbare Sache beschreibt und den Kontakt zu den Kollegen schätzt. „Jeder hat sein Schicksal“, sagt sie, aber auch eine Gemeinsamkeit, die sie zusammenschweißt: „Wir wollen arbeiten.“ Elke Neumann geht nun zufrieden nach Hause und kommt gern wieder: „Es gibt nicht einen Tag, an dem mich nicht ein Kollege zum Lachen bringt.“

30 Energiespar-Berater – Service für alle Haushalte

30 Energiespar-Berater gibt es bei der Neuen Arbeit der Diakonie. 16 der Berater arbeiten im Rahmen von Gemeinwohlarbeit, 14 weitere erhielten nun sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse für zwei Jahre, finanziert vom Jobcenter (75 %) und von Kooperationspartnern.

Möglich wäre Weiterbeschäftigung bei Wohnungsgesellschaften, die Stellen für Energiespar-Berater schaffen, nennt Projektleiterin Christina Kuhnert eine Idee.

Alle Bürger können den Energiespar-Service kostenlos nutzen. Termine unter: 52 32 622