Essen. Spartipps für alle und 14 neue Jobs: Die Neue Arbeit der Diakonie stellte die Ausweitung ihres Energiespar-Services vor. Den gab es bislang ausschließlich für Menschen mit Transferleistungen. Das Jobcenter vergab 2013 für Stromschulden 2,4 Millionen Darlehen an Bedürftige.

Sie kontrollieren Leuchtmittel, messen die Temperatur des Kühlschranks und den Stromverbrauch des Fernsehers in Privathaushalten. Das gehört zum Check der Energiespar-Berater, die auch Glühbirnen oder Duschköpfe austauschen. 4200 Haushalte haben sie seit 2009 besucht. Nach ihrem Besuch hat ein Haushalt bis zu 140 Euro im Jahr mehr in der Tasche gehabt. Jetzt können alle den Energiespar-Service nutzen – kostenlos.

Bislang profitierten ausschließlich Haushalte, die Hartz IV oder Grundsicherung beziehen. 2013 suchten immerhin 4048 Menschen beim Jobcenter Hilfe, weil sie ihre Stromabschläge nicht bezahlen konnten, Energieschulden beim Versorger aufgelaufen waren, bei manchen sogar Stromsperren drohten, sagt Heike Schupetta, Sprecherin des Jobcenters. Durchschnittlich war jeder Kunde mit rund 550 Euro belastet.

"Das Thema Energiekosten ist auch ein soziales"

„Dazu kommen 360 Fälle, in denen Rückstände durch Heizkosten entstanden, in der Summe waren hier noch einmal Forderungen in Höhe von 174.342 Euro offen“, sagt sie. In solchen Fällen könne das Jobcenter mit (zinslosen) Darlehen helfen. Die Aufwendungen für die „Energiedarlehen“ beliefen sich in 2013 damit auf rund 2,4 Millionen Euro. Tendenz steigend.

Haushalts-Kategorien und Beratungs-Termine

Für den Energiespar-Service sind Haushalte in Kategorien eingeteilt: 1. Haushalte mit Transferleistung: ALG II, Grundsicherung.
2. Schwellenhaushalte: mit aufstockenden Leistungen, Bafög oder Kindergeldzuschlag.
3. Haushalt mit geringerem Einkommen und Normalverdiener.

Unterschied: In Kategorie 3 gibt es einen statt zwei Besuche, da der Einbau von Energiesparmitteln entfällt. Dafür stehen in Kat. 1 bis zu 70 Euro bereit. In Kat. 3 wird die Auswertung zugesandt, Kauf und Einbau von Energiesparmitteln erfolgt selbst.

Termine: 52 32 622 oder per Mail: energiesparservice@neue-arbeit-essen.de

„Das Thema Energiekosten ist auch ein soziales“, sagte Sozialdezernent Peter Renzel bei der Vorstellung des erweiterten Energiespar-Services und lobte dabei die Verbindung der Themen Energie und Arbeitsmarktpolitik, während Umweltdezernentin Simone Raskob das Prinzip der aufsuchenden Beratung hervorhob, um alle Bürger auch am gesteckten Klimaziel („40 Prozent, von denen 27 erreicht sind“) zu beteiligen. Und da Klimaschutz und steigende Strompreise alle betreffen, können nun auch alle Essener einen Beratungs-Termin vereinbaren.

Stadtwerke und Wohnbaugesellschaft Allbau als Partner

Um diesen Service, den die Neue Arbeit der Diakonie ins Leben gerufen hat, anbieten zu können, sind neue sozialversicherungspflichtige Jobs entstanden. 14 Menschen haben für zwei Jahre einen Vertrag unterschrieben, die bis dahin oft lange Zeit arbeitslos waren. „Sie erhalten rund 1400 Euro brutto“, sagt Christina Kuhnert, die das Projekt der Neuen Arbeit leitet. „Möglich wurde die Ausweitung dank der Unterstützung vom Jobcenter, das 75 Prozent der Kosten trägt, sowie die Kooperation mit weiteren Partnern wie Stadtwerke und der Wohnbaugesellschaft Allbau. Die neuen Kräfte unterstützen ab sofort das bestehende Team der Energiespar-Berater. Das sind 16 Kräfte, die im Rahmen von Gemeinwohlarbeit (1,25 Euro zum Arbeitslosengeld II) im Einsatz sind.

Auch bei der Beratung gibt es nun einen Unterschied: Haushalte mit Normalverdienern zahlen ihre Energiesparmittel selbst.