Essen. . Im letzten Quartal des Jahres 2013 waren 84.126 Menschen in 44.460 Haushalten auf die Monatszahlungen der öffentlichen Hand angewiesen. Eine Zunahme von rund vier Prozent.

Die Armut schreitet voran, und selbst die, die einen Job haben, verdienen zunehmend nicht genug Geld, um ihren Lebensunterhalt aus eigener Kraft zu bestreiten. Es ist die steigende Zahl der so genannten Aufstocker, die dem Jobcenter der Stadt auch im vergangenen Jahr einen dicken Strich durch die Hartz IV-Rechnung machte. Die Zahl der Ergänzer wuchs innerhalb der vergangenen vier Jahre um 1.389. Das ist eine Zunahme von 11,5 Prozent. Im Jahresschnitt bis August bekamen damit 13.514 Menschen Lohn von ihrem Arbeitgeber plus Leistungen vom Staat.

Viele Integrationen nicht nachhaltig

Diese Entwicklung wirkt sich merklich auf die Gesamtbilanz aus: Im letzten Quartal des Jahres 2013 waren 84.126 Menschen in 44.460 Haushalten auf die Monatszahlungen der öffentlichen Hand angewiesen. Damit ist die Zahl der Bedarfsgemeinschaften insgesamt um vier Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum gestiegen, bilanziert das Jobcenter jetzt in seinem vierten Quartalsbericht für 2013.

Einen weiteren Grund für mehr Bedarfsgemeinschaften finden die Experten auf dem ersten Arbeitsmarkt, auf dem die Betroffenen schwer Fuß fassen, aber umso leichter die Haftung verlieren. Das heißt im Amtsdeutsch: Die so genannten Integrationen sind nicht sehr nachhaltig. Ein Drehtüreffekt stellt sich ein – mit der Folge, dass 42 Prozent der zunächst erfolgreich vermittelten Menschen innerhalb eines Jahres ihren Job wieder verlieren, ohne einen ausreichenden Anspruch auf Leistungen aus dem Arbeitslosengeld erster Klasse erworben zu haben. Sie rutschen wieder in Hartz IV.

Immerhin waren zum Beispiel im Mai 57,2 Prozent der durchs Jobcenter vermittelten auch ein Jahr nach ihrer Einstellung noch sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Was trotz aller Strukturdaten einer Großstadt wie Essen gar nicht so weit weg ist vom NRW-weiten Durchschnitt: Der lag bei 58,4 Prozent.

Ausgaben über dem Plan

All diese Zahlen schlagen merklich ins städtische Kontor, zumal das Land mit Erlass vom 10. September bekannt gegeben hat, dass die Bundesbeteiligung von 35,8 auf 33,8 Prozent sinkt – und das rückwirkend zum 1. Januar des vergangenen Jahres. Für die Stadt Essen bedeutete dies, rund 4,8 Millionen Euro mehr ausgegeben zu haben, als zunächst kalkuliert worden war. Insgesamt stieg der Zuschussbedarf bei den Leistungen für Unterkunft und Heizung um 3,7 Prozent auf rund 134,5 Millionen Euro.