Essen. . „Ein Schaf fürs Leben“ im Schauspiel: Die Bühnenadaption des Bilderbuchs erzählt von einer ungewöhnlichen Freundschaft ohne Fleischeslust. Siegfried Hopp hat das Stück mit Humor und Klangzauber inszeniert.

Dieser Wolf heult schon nicht mehr. Er knurrt. Und dieses Knurren kommt es ganz tief aus dem Inneren, denn da ist eine große Leere. Der Wolf hat Hunger. Und er hat neue Bekanntschaft mit einem Schaf gemacht. Aber was sind Lammhaxe, Filetsteak und Burgerbrät schon gegen die Dinge, die wirklich zählen: Freundschaft, Verlässlichkeit, gemeinsame Erfahrungen?

Mit der Bühnenadaption des preisgekrönten Kinderbuchs „Ein Schaf fürs Leben“ von Maritgen Matter erzählt das Schauspiel Essen ab dem 27. Februar auf spielerisch-musikalische und federleichte Weise die Geschichte von einer ungewöhnlichen Freundschaft, von den Regeln der Natur und dem Instinkt, der manchmal auf eine harte Probe gestellt wird, wenn’s ums Fressen und Gefressenwerden geht. Und wer bei diesem ungewöhnlichen Paar mit Beißhemmung etwa an eine vorschulkindliche Ausgabe von Bella und Edward denkt, der hat einfach zu viel „Twilight“ gelesen. Nein, mit verknallten Vampiren und ihrer unterdrückten Fleischeslust und hat diese Geschichte vom arglosen Schaf und diesem listigen Wolf wirklich nichts zu tun, sagt Tom Gerber, der als Wolf im Fell-Anorak genau das Maß an Wildheit treffen muss, dass die Spannung bis zum Schluss hält und das Publikum trotzdem nicht lauter heult als der Wolf.

Vorstellungen auch am Vormittag

Die Premiere am 27. Februar, ist bereits ausverkauft. Für einige Vormittags-Vorstellungen (5./6. März, 2. April) gibt es noch Karten: 8122-200.

Regisseur Siegfried Hopp hat in der vergangenen Spielzeit schon mit „Wir alle für immer zusammen” von Guus Kuijer in der Casa des Schauspiel überzeugt.

Aber wie könnte man auch Blut sehen wollen bei diesem zauberhaften Schaf, das Anne Schirmacher mit roten Stiefelchen und schelmischen Lachen so mitreißend-unbedarft über die kleine Bühne wirbeln lässt, dass selbst der eingefleischte Kleintier-Killer kurz mal mit einer Ernährungsumstellung auf Möhren, Heu und anderes Grünzeug liebäugelt.

Regisseur Siegfried Hopp hat den blutigen Grimm der Märchenvorlage dabei in schönen Schall-Effekt und Klangzauber aufgelöst. Gemeinsam mit dem musikalischen Leiter Hajo Wiesemann hat er das Stück um viele gute Songs bereichert, die lieber nach Nick Cave klingen statt nach Kinderlied. Das ist ganz nach dem Geschmack von Tom Gerber, dem die Rolle schon wegen des Singens gut gefällt. Und überhaupt: „Bösewicht sein ist nicht schlecht“, grinst der Schauspieler, der mit Anne Schirmacher auf der kleinen Box-Bühne mit großem Schnee-Iglu sogar Schlittenfahren darf, bis die gelben Wolfsaugen glänzen. „Man muss sehr genau sein, weil man nicht so viel erklären darf, aber auch nicht alles voraussetzen kann“, erklärt er die besondere Herausforderung. Die Balance ist allen Beteiligten leicht gefallen. Dafür bringen sie schließlich genug eigene Eltern-Erfahrungen mit.