Essen. Am Samstag begeisterte die erste Aufführung vom diesjährigen Kinderstück im Schauspielhaus. Das Stück, das für Kinder ab sechs Jahren gedacht ist, begeistert mit Witz, dem richtigen Timing und der Lust an schrägen Tönen. Gezeigt wird das Stück noch insgesamt 24 Mal.
Weihnachten ist doof! Weil dann die kunstvoll verknoteten Spinnweben im adventlich-aufgehübschten Wohnzimmer von Familie Hoffmann einfach verschwinden. Und selbst die bestens eingelebte Mäusefamilie ist in ihrem weihnachtlichen Frieden gefährdet, wenn auf dem Wunschzettel von Töchterchen Simone plötzlich das Wort KATZE steht.
Weihnachten ist aber auch prima, weil sich Theater wie das Grillo dann Zeit und ein Paket voller zauberhafter Ideen nehmen, um solche fellsträubenden Geschichten wie die vom geigenden Mäusekind Anton zu erzählen. Dass „Anton, das Mäusemusical“ kein 08/15-Weihnachtsmärchen ist wie alle Jahre wieder, zeigt schon die Tatsache, dass sich Intendant Christian Tombeil gerade dieses Stück für seine erste, gefeierte Inszenierung am Haus vorgenommen hat. „Anton“ ist für alle was, ist ein quirliges Mäusecal, aber auch ein schnurriges Katzecal, ein duftes Keksecal und manchmal sogar ein richtiges Grusical, nicht zuletzt auch ein echt sportliches Spinnecal. Denn wenn sich Lisa Jopt in ihrem Fluggeschirr über den Köpfen des staunenden Publikums abseilt, ist klar, dass hier echtes Musical gemacht wird, ohne sich dabei dauernd an den Genre-Konventionen festzuhalten.
Sprungfedern bis unter die Bühnendecke
Gertrud Pigor (Text) sowie Thomas Pigor und Jan-Willem Fritsch (Musik) haben die Vorlage für diese kindgerechte Antwort auf „Cats“ geschrieben. Und Christian Tombeil hat sie fabelhaft umgesetzt, mit viel Phantasie, liebevollen Details und schöner Lust an schrägen Tönen. „Katzenmusik kann Leben retten“ ist schon mal eine frohe Botschaft für alle musisch Minderbegabten. Wobei sich der fidelnde Anton (Michael Del Coco als traumtänzerischer Gernegroß mit Violinschwänzchen) eigentlich für ein Wunderkind hält. Dann sind da noch die beiden Brüder, der dicke Willi (Markus Schneider gelang in wenigen Tagen das Glanzstück, den erkrankten Thiemo Schwarz zu ersetzen). Das eiserne Mäuseregiment führt der strenge Franz, aus dem Johann David Talinski eine herrlich aufgedrehte Macker-Maus mit Kontroll-Wahn macht.
Wie sich alle drei mit Hilfe der Spinne gegen böse Katzenbescherungen, den mörderischen Sog eines Staubsaugers, den Lockruf der Mausefalle und den nervtötenden Besuch von Tante Lilly (Kölscher Mundartalarm: Kerstin Brix) wehren, das hat Witz, tolle Effekte und das richtige Timinig, wenn es auch mal richtig ernst wird unterm Sofa. Gabriele Wasmuth hat aus dem Mäusereich eine phantastische XXL-Welt mit Sprungfedern bis unter die Bühnendecke gemacht.
Komplexe Musikstücke
Nicht minder Großartiges leisten die drei Live-Musiker am Bühnenrand (Leitung: Hajo Wiesemann). Dass Pigor und Fritsch Ohrwürmer für eine etwas biedere Spezies halten und deshalb Songs geschrieben hat, die ebenso komplex wie mitreißend sind und zwischendrin auch schon mal die Taktart wechseln, macht die musikalische Sache erst richtig vergnüglich. Am Ende ist der ganze Saal ein großes, heiteres Katzenmusikorchester. Hingehen und mitsingen!
Das Stück ist für Zuschauer ab sechs Jahren gedacht und dauert etwa 1 Stunde, 30 Minuten, es gibt eine Pause.
Die Karten für 24 weitere verfügbare Termine bis Ende Januar gibt es unter 8122-200,