Essen. Essener Vereine und Verbände warben auf einer Messe in der Volkshochschule um ehrenamtliche Helfer. Wer anderen Zeit schenken möchte, konnte sich über mögliche Aufgaben informieren. Tausende Menschen engagieren sich in der Stadt bereits ehrenamtlich. Wie Erika Uhe, die Paten für Kita-Kinder sucht.
Ohne ihren Einsatz, ihre Zeit und Zuwendung, die sie anderen schenken, wäre vieles nicht möglich. Ob Rettungsdienste, Telefonseelsorger, Sportvereine oder Seniorenheime – sie alle kommen ohne ehrenamtliche Mitarbeiter nicht aus. In Essen engagieren sich tausende Menschen freiwillig für andere. „Zeit für Neues!“ hieß gestern das Motto einer Ehrenamt-Messe in den Räumen der VHS. Ein Markt der Möglichkeiten für die, die auch ehrenamtlich tätig werden wollen und noch nicht genau wissen, wo. Vereine, Verbände und andere Organisationen stellten sich vor.
Eingeladen hatte die Ehrenamt-Agentur, die in der Stadt freiwillige Helfer mit denen zusammenbringt, die Unterstützung brauchen. Auch Lore Rotthäuser ist an diesem Nachmittag in die VHS gekommen. Die 62-Jährige war Förderpädagogin und will ihre Altersteilzeit nicht auf Kreuzfahrtschiffen verbringen, wie sie schmunzelnd erzählt.
Kleinen Kindern Zeit schenken
Am Stand der AWO bleibt sie bei Erika Uhe stehen. Die 72-Jährige war früher Schulleiterin des Berufskollegs Holsterhausen und wollte sich nach ihrer Pensionierung auch weiterhin stark machen – jetzt für kleine Menschen. Uhes Idee, die die AWO gerne aufgriff: Ich suche Bildungspaten für Kita-Kinder. Leute, die den Eltern und den Mädchen und Jungen zur Seite stehen. Paten, die helfen, Kindern neue Welten zu eröffnen, mit Gesprächen, beim Singen, Vorlesen oder einem Museums- oder Zoo-Besuch.
Lore Rotthäuser kann sich vorstellen, vielleicht so eine Patin für Drei- bis Sechsjährige zu werden. Was Erika Uhe sehr freut, die weiß, was Paten für ihren Einsatz zurück bekommen. „Es ist so toll zu sehen, was für eine Kraft in kleinen Kindern steckt. Und ihnen Zeit zu schenken, ist so wichtig.“
Auch Bewerbungs-Trainings werden angeboten
Dass es sich lohnt, Zeit in Menschen zu investieren, weiß auch Reinhart Harms. Der 65-jährige, frühere stellvertretende Jugendamtsleiter der Stadt Essen, engagiert sich für den Verein „Paten für Arbeit“. Dieser möchte Jugendliche beim Übergang vom Schul- in das Berufsleben unterstützen. „Viele jungen Leute haben heute sehr unrealistische Vorstellungen über ihre Möglichkeiten, in einen Beruf einzusteigen.“ Die Paten helfen ihnen, herauszufinden, welche Stärken sie haben und was man damit mit dem eigenen Schulabschluss erreichen kann. Auch Bewerbungs-Trainings werden angeboten, ebenso Hilfen bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz. Harms: „Wir haben jährlich 30 bis 40 Jugendliche, für die wir Patenschaften übernehmen, können immer Helfer gebrauchen.“
Dass ehrenamtliche Arbeit auch nötig ist, weil das Geld für mehr feste Mitarbeiter im Haus fehlt, gibt Klaus Kalinke von der Heimstatt Engelbert, Jugend- und Behindertenhilfe zu. „Wir suchen Leute, die mit unseren Bewohnern Freizeit verbringen. Ich würde für unsere Rollstuhlfahrer so gerne Bogenschießen anbieten. Auch ein Konditormeister, der mit unseren Leuten backt oder kocht, wäre super. Aber das geht nur mit Ehrenamtlichen.“
Ehrenamt-Agentur bringt Menschen zusammen
Die Ehrenamt-Agentur Essen e.V. unterstützt über 300 Essener Vereine und Organisationen bei der Suche nach Ehrenamtlichen. Die Agentur berät und bringt die passenden Partner zusammen.
Insgesamt betreut die Agentur rund 2000 ehrenamtlich engagierte Menschen und zählt damit zu den größten Freiwilligen-Agenturen in Deutschland. Pro Jahr beantwortet sie 7000 Anfragen von Bürgern, Firmen und Organisationen zum Thema Ehrenamt.
Kontakt: Ehrenamt-Agentur Essen e.V., Bredeneyer Str. 2b/6b, 45133 Essen; 839 149 89; www.ehrenamtessen.de