Was den Grünen bei Galinnis’ doppeltem Einsatz – hier die Messe, dort das Hotel – sauer aufstößt, ist offenbar der in den gestellten Fragen mitschwingende Verdacht, da könnte der Messe-Mitgeschäftsführer einerseits eine Modernisierung des Ausstellungsgeländes predigen und andererseits für einen Gewerbebetrieb davon profitieren. Oder umgekehrt: Er könne nach dem Bürgerentscheid selbst dafür sorgen, dass die angedrohten misslichen Folgen Wirklichkeit werden.
Denn kaum hatte der Bürgerentscheid vom vergangenen Sonntag die Messe-Modernisierung gekippt, kündigte der Geschäftsführer des „Essener Hof“, Maximilian Bosse, an, dass das City-Hotel nahe dem Hauptbahnhof einen Erweiterungsbau mit zwölf Doppelzimmern für immerhin vier Millionen Euro wieder zu den Akten legen wird.
Egon Galinnis hat an dieser Entscheidung als Vorsitzender der Stiftung „Herberge zur Heimat“ mitgewirkt, aber er betont: nicht allein. Das unter anderem mit Bänkern und Kirchenvertretern prominent besetzte Kuratorium der Stiftung habe diese Entscheidung getroffen, und zwar einstimmig.
Hintergrund: Das Vier-Sterne-Stadthotel in der Straße Am Handelshof gehört seit 131 Jahren der Stiftung „Herberge zur Heimat“, einer Stiftung der evangelischen Kirche, die zum Zweck hat, Reisenden eine günstige und gute Unterkunft zu bieten. Galinnis ist seit dem Jahr 2010 Vorsitzender dieser Stiftung, und zwar ehrenamtlich, ohne einen Euro Salär. Was er dort an Arbeit investiere, so Galinnis zur NRZ, erfolge stets nach Feierabend.
„Compliance“-Bedenken, so wie sie offenbar die Grünen hegen, findet er deshalb abwegig, nicht nur weil er den Oberbürgermeister stets von der Tätigkeit informierte, obwohl er das nach eigenem Bekunden nicht müsse. Es gebe nichts zu verbergen, im Gegenteil: „Ich bin stolz auf das, was ich da tue“, so Galinnis, „und wenn ich mich für so etwas entschuldigen muss, frage ich mich, wer noch ein Ehrenamt wahrnehmen soll“.
Seine Arbeit als Messe-Mitgeschäftsführer sei eh nicht tangiert, „ich würde den Teufel tun, beides miteinander zu vermengen“.