Essen. Sind Turbo-Abiturienten gut genug auf ein Studium vorbereitet? Ja, sagen Bildungsforscherinnen der Universität Duisburg-Essen (UDE) – jedenfalls genauso gut wie Absolventen des neunjährigen Gymnasiums. Die Wissenschaftlerinnen haben insgesamt 3500 Erstesemester an der UDE befragt.
Sind Turbo-Abiturienten gut genug auf ein Studium vorbereitet? Ja, sagen Bildungsforscherinnen der Universität Duisburg-Essen (UDE) – jedenfalls genauso gut wie Absolventen des neunjährigen Gymnasiums. Für die Studie „Generation 2in1“, die den Übergang von der Schule zur Hochschule beim doppelten Abiturjahrgang untersucht, haben Dr. Svenja Mareike Kühn und Prof. Isabell van Ackeren über 3500 Erstsemester an der UDE befragt, die ihr Studium dort zum Wintersemester aufgenommen haben.
Ihr Ergebnis: Die Befürchtungen sind unbegründet, dass eine kürzere Schulzeit eine schlechtere Voraussetzung für ein Studium bedeuten könnte. Die Forscherinnen hatten bei ihrer Erhebung allerdings kein klassisches Wissen abgefragt. Sie schauten auf die methodischen und personalen Kompetenzen der jungen Leute.
"Die Durchschnittsnoten waren für G8 und G9 vergleichbar"
Denn „hier wird vermutet, dass sich das eine Jahr mehr oder weniger auswirkt. Das wollten wir genauer wissen“, so Kühn. „Wir haben deshalb die Erstsemester unter anderem gefragt, welche wissenschaftlichen Arbeitstechniken bekannt sind, wie es mit Lernstrategien und Selbstorganisation, dem Interesse am Fach und der Neugier aussieht.“ Außerdem sei erfragt worden, wie intensiv die Erstsemester von den Schulen bei ihrer Studien- und Berufsorientierung unterstützt worden seien.
Die Erstsemester mit Turbo-Abitur seien durchschnittlich 18,3 Jahre alt gewesen, die mit 13 Schuljahren 19,5 Jahre. „Wer den längeren Bildungsweg gegangen ist, hat weder ein besseres Abi gemacht – die Durchschnittsnoten waren für G8 und G9 vergleichbar – noch haben zwölf Schuljahre schlechter auf die Anforderungen eines Studiums vorbereitet“, betont Prof. van Ackeren.
Es gibt eine Folgeuntersuchung
Der Übergang von der Schule zur Uni könnte jedoch insgesamt besser laufen, stellten die Expertinnen fest. „Alle Studienanfänger tun sich schwer, ihre Lernphasen effektiv zu planen und sich die Zeit richtig einzuteilen. Hier sollten die Hochschulen gezielte Trainings anbieten“, meint Kühn. Die Schulen könnten dagegen mehr für die Studienorientierung tun. Dies sei bei den meisten befragten Erstsemestern nämlich viel zu kurz gekommen – „egal, ob sie G8 oder G9 hinter sich hatten“.
Überrascht waren die Wissenschaftlerinnen von ihren Ergebnissen nicht. In der öffentlichen Debatte werde oft nicht berücksichtigt, dass die Schulzeitverkürzung in NRW vor allem die Sekundarstufe I betreffe, während die gymnasiale Oberstufe weiter drei Jahre dauere. Um zu klären, ob sich im Studienverlauf doch noch Unterschiede zwischen den G8- und G9-Absolventen ergeben, behalten Kühn und van Ackeren die Befragten im Blick. Es gibt eine Folgeuntersuchung.