Essen.. Die Universität Duisburg-Essen geht neue Wege: Wegen des doppelten Abi-Jahrgangs wäre es schwierig bis unmöglich gewesen, die neuen Studenten wie sonst an der Uni wilkommen zu heißen. Die Stadion-Tribüne von Rot-Weiss Essen bot eine gute Alternative – und sportlich ging es auch noch zu.
Eigentlich ist dies ja das Stadion von Rot-Weiss Essen, aber an diesem Montag wollen hier auch Duisburg und Essen bella figura machen. Beide Städte teilen sich den Eingangsbereich zur Haupttribüne, Plakate haben sie aufgestellt, Zollverein, Innenhafen, Niki de Saint Phalle, Aalto-Oper; dann geht es links und rechts weiter mit Theatern und Sportstätten und auch einer Sauna. Es gilt, ein flüchtiges Publikum zu gewinnen, Studenten nämlich, die jetzt hier zur Erstsemesterbegrüßung strömen; vielleicht sind sie in diesem Herbst zum ersten Mal in der Gegend, vielleicht sind sie in einem halben Jahr wieder weg. 4500 werden erwartet, welch eine Gelegenheit; dazu kommen manche auch noch mit einem Elternteil und entsprechend genervtem Teenager-Gesicht.
Zum ersten Mal geht die Uni Duisburg-Essen mit der Begrüßung in ein Stadion. Weil es einfach so viele sind im Jahr des doppelten Jahrgangs, und weil die Gemeinsamkeit einer Uni in zwei Städten betont werden soll. So ist Rektor Ulrich Radtke froh, dass er nicht mehr, wie in der Vergangenheit, pro Semester drei bis vier Begrüßungen in verschiedenen Hörsälen verschiedener Städte zu sprechen hat. Sondern eine für alle. Vor der Haupttribüne. Freundlicher Beifall für den Professor, als er das gesteht.
Tutorenservice, Versicherungen, Wohnungsangebot
„Ich erwarte, dass ich neue Leute kennen lerne“, sagt Cal Mense, der Bauingenieur wird. In Düsseldorf ist er zuhause und wird da auch bleiben. Ann-Kristin Feierabend möchte schauen, „welche Angebote es gibt“ – sie studiert bald BWL und kommt aus Meerbusch, wo sie weiter wohnt. Dann steht da noch Stefanie Koch (Soziale Arbeit/Duisburg), die ahnt, was kommt: „Sie werden die Bürgermeister vorstellen, sie werden sich freuen, dass wir da sind, und uns beglückwünschen zu unserer Wahl.“ Ohne zuviel zu verraten: Damit hat sie es ziemlich präzise vorhergesagt. Freilich beginnt der offizielle Teil später nicht mit Reden, sondern mit Dynamik: mit zwölf Tanzmädels vom Hochschulsport, die sich beinewerfend ins Zeug legen.
Vorher: Markt der Möglichkeiten. Tutorenservice stellt sich dar, Studentenwerk hat einen Stand, Schreibwerkstatt sagt Hallo. Viele mehr. Dazu: Versicherungen, Wohnungsunternehmen. Der Makler Werner Zimmermann von der Firma Im-Mobilis hat Adressen mitgebracht von leeren Wohnungen, die er vermitteln könnte. Der Markt sei halt sehr unterschiedlich, sagt Zimmermann: „Wenn in den Stadtteilen nah am Duisburger Campus eine Wohnung frei wird, geht der Vermieter zum Schwarzen Brett, und bevor er wieder zuhause ist, hat er einen Nachmieter.“
Gutscheine für Fußballspiele
Etwas gedrängt geht es zu wie auf einer Messe. Dabei sind viele Studenten doch direkt durchmarschiert auf die Tribüne! Da sitzen sie zwei Stunden vor Redenbeginn in einer etwas ratlosen Erwartungshaltung, und der Moderator versucht ihnen Beine zu machen: „Sitzen könnt ihr im Studium genug.“ Außerdem gebe es drinnen Süßigkeiten. Die ganze Wahrheit ist: Es gibt auch Annington-Kugelschreiber und Debeka-Dosen, und man fragt sich unwillkürlich, warum Glasperlen so aus der Mode sind.
Sinnvollstes Geschenk: Gutscheine für Fußballspiele. Bester Platz: Tribüne. Strahlendster Mensch: Tobias Heibel, Leiter der Studienberatung, weil so viele kamen. „Wir waren bei dem Standort nicht sicher..“ Umdrängtester Ort: die Bier- und Bratwurstbude. Wenn man schon ins Stadion geht . . . Ausgewogenheitshalber wird das nächste Semester in Duisburg eröffnet, in der „Schauinsland“-Arena des MSV. Das ist kein schlechter Name an dem Tag, an dem ein neuer Lebensabschnitt beginnt.