Essen. Die Stadt Essen plant 14 neue Unterkünfte für Asylbewerber – die Kapazitäten werden dadurch nahezu verdoppelt. Wir haben uns einmal in der Stadt umgehört und Bürgerinnen und Bürger nach ihrer Meinung zu Flüchtlingsheimen gefragt.

Künftig sollen in Essen bis zu 1800 Asylbewerber unterkommen. Die Stadt plant 14 neue Wohnstätten, zusätzlich zu den bestehenden 13 Heimen. Wir haben Passanten nach ihrer Meinung gefragt.

„Ich hätte kein Problem damit, wenn so eine Unterkunft bei mir auf der Straße entstehen würde“, sagt Fabian Baer aus Rüttenscheid. „In Deutschland geht es uns gut, daher finde ich, dass wir anderen Menschen helfen müssen.“ Der 32-Jährige betont gleichzeitig aber auch, dass es mit einer Unterkunft alleine nicht getan sei – auch die jetzige Bevölkerung sei gefragt.

„Das Problem an der Sache ist ja, dass die Leute nichts machen dürfen. Meiner Meinung nach, sollte es Asylbewerbern ermöglicht werden, die deutsche Sprache zu erlernen, in Vereinen und auch sonst in der Gesellschaft aktiv zu sein.“ Ehefrau Angela erinnert sich an ihre Schulzeit. Die 30-Jährige lief damals täglich an einer Notunterkunft vorbei – wer da genau lebte und was diese Menschen machten, das erfuhr sie nie. „Wir haben eigentlich nur gesehen, dass da gebaut wurde, es gab ein paar Wohnungen, aber alles hinter einem Zaun, alles ganz abgetrennt für sich.“

Asylbewerber solten besser in die Stadt integriert werden

Auch die beiden Studentinnen Meike Wiedemann und Katharina Bruns finden, dass man Asylbewerber besser in die Stadt integrieren sollte – gerade um Vorurteile und Ängste abzubauen. Die 22-jährige Wiedemann sagt, dass sie nichts dagegen hätte, wenn man ein Wohnheim in ihrer Straße errichten würde. Viele Bürger würden ihrer Meinung nach nicht erkennen, dass Flüchtlinge hilfsbedürftige Menschen seien.

„Ich habe schon einmal ein Übergangsheim gesehen und ich muss schon sagen, das sah sehr abgenutzt aus, ehrlich gesagt sogar richtig furchtbar“, so die Rüttenscheiderin. Kommilitonin Katharina Bruns hält es für wichtig, dass aus der Aufnahme von Asylbewerber auch so etwas wie eine Fürsorgepflicht entwächst. Die 23-Jährigen verwendet in dem Zusammenhang immer wieder das Wort „Zuhause“ und meint damit, dass Asylbewerber offen empfangen werden sollten. „Ein Problem ist sicherlich, dass viele Leute sagen, ja, Asylbewerber sollen ruhig kommen, aber bitte nicht dahin, wo ich wohne.“

Ursula Kundrus verweist an diesem Punkt auf ihren Vater, der während der Wirtschaftskrise der 20er Jahre in Essen keine Arbeit fand, in die Niederlande auswanderte, dort zunächst als einfacher Feldarbeiter sein Geld verdiente und später auf der Insel Texel ein erfolgreiches Geschäft eröffnete. In Holland sei er gut aufgenommen worden und schließlich habe er sich auch bewährt.

„Ich will damit sagen, dass man diesen Leuten eine Chance geben sollte. Unsere Bevölkerung wird immer älter, deshalb müssen wir uns zwangsläufig mit dem Thema Integration befassen. Meiner Meinung nach sollte man Asylbewerbern auch erlauben, einer Arbeit nachzugehen. So wird man doch am ehesten Teil der Gesellschaft,“ sagt die 69-Jährige.

Keine Stadt in der Stadt errichten

Stephanie Redemann und ihr Freund Peter Schonhoff haben ebenfalls keine Probleme mit den Bauvorhaben der Stadt. Allerdings dürfte man ihrer Ansicht nach keine Stadt in der Stadt errichten – die Wohnheime müssten aus möglichst kleinen Einheiten bestehen, die sich über die Stadt verteilen.

„Ich finde es okay, wenn man Flüchtlinge aufnimmt. Die Anwohner sind dann aber oft misstrauisch und das liegt daran, dass man häufig gar nichts über diese fremden Bevölkerungsgruppen weiß, vielleicht auch, weil sie nur unter sich sind.“ Wohnblocks mit Hunderten Menschen seien daher nicht der richtige Weg. Die 30-jährige Redemann, ursprünglich aus Borken, sagt, sie kenne das Problem aus ihrer Heimatstadt. Ihrer Meinung nach könnten Konflikte entschärft werden, wenn Asylbewerber zu – sofern vorhanden – Verwandten und Freunden ziehen dürften. „Man verhindert ja Integration dadurch, dass man einen Zaun aufstellt und die Leute irgendwo einquartiert.“

Marion K. glaubt, dass es aber auch eine Grenze geben müsse – gerade bei der Verteilung der Standorte. Ihrer Meinung nach würden die Leute in Heisingen anders über die Sache denken, als manch Anwohner in Altenessen. „Ich bin geteilter Meinung. Mir tun diese Menschen leid, andererseits gibt es im Ruhrgebiet auch so viele Ecken, wo man eigentlich helfen müsste“, sagt sie. Dann nimmt sie ein Geldstück und gibt es einem Wohnungslosen.