Essen. Zehn Jahre lang führte Hubert Luthe die Kirche von Essen. Im Alter von 86 Jahren ist der Altbischof am Dienstag verstorben. Dem Bistum drückte er seinen Stempel auf – und ist seinem Ruf stets treu geblieben: ein Seelsorger mit großer persönlicher Glaubwürdigkeit zu sein.

Was mag diesem Mann wohl alles durch den Kopf gegangen sein, als sie ihm die Nachricht überbrachten? Ein spontanes „Ja, ich mach’s“ konnten ihm die Herren vom Essener Domkapitel jedenfalls nicht entlocken. Ganz sicher empfand er Freude, an jenem 5. Dezember 1991. Freude über das große Vertrauen, das sie ihm mit ihrer Wahl entgegenbrachten. Doch nur zu gut wusste Hubert Luthe auch um die Last der Verantwortung, die auf ihn zukommen würde. Bischof – kein Amt, um das man sich reißt, wird er später sagen.

Erst 48 Stunden später war er sich sicher, das ihm angetragene Amt auch anzunehmen. Dass ihm der Abschied vom Rhein schwer fiel, hat der 1927 in Lindlar geborene Luthe damals nicht verhehlt. Mehr als 38 Jahre war er als Priester mit dem Kölner Erzbistum verbunden. Und jetzt Bischof von Essen? Bin ich dieser Aufgabe überhaupt gewachsen, hatte er sich gefragt und sein Alter bedacht. 64 Jahre – da wechseln andere in den wohlverdienten Ruhestand.

Nicht nur ein Generations-, sondern zugleich ein Stilwechsel

Mit Luthe vollzog sich auf dem Essener Bischofssitz nicht nur ein Generations-, sondern zugleich ein Stilwechsel. 34 Jahre nach der Gründung des Ruhrbistums hielt der zweite Bischof von Essen das Andenken von Kardinal Franz Hengsbach in Ehren, war gleichwohl aber „eher ein Team-Arbeiter als ein Maestro mit dem Hirtenstab“, wie es seinerzeit in einer Tageszeitung hieß. Für Luthe stand das Kreuz im Mittelpunkt seines Wirkens. Dahinter verbarg sich seine Sorge, man rede in der Kirche „zu viel über die Verpackung und zu wenig über den Inhalt“.

Gläubige nehmen Abschied von dem Verstorbenen

Altbischof Luthe wird am Samstag, 8. Februar, im Dom beigesetzt. Das Pontifikalrequiem wird um 10 Uhr gefeiert, anschließend folgt die Beisetzung in der Bischofsgruft.

Der Verstorbene wird ab Mittwoch 5. Februar, im Dom aufgebahrt. Ab 18 Uhr haben Gläubige die Möglichkeit, sich von Hubert Luthe zu verabschieden.

Getreu seinem Motto „Sehen, urteilen, handeln“ neigte Luthe weder zu effektvollen „Schüssen aus der Hüfte“, noch gar zur Anbiederung. Luthes Zurückhaltung in den Medien hat ihm mancherorts Kritik eingetragen. Mag sie ihn zuweilen auch verletzt haben, irritiert haben ihn die Kritiker nicht. Er war bei den Menschen „vor Ort“, wie sie so gerne im Ruhrgebiet sagen. Seine Verbundenheit mit den Bergleuten hat er mehrfach unter Beweis gestellt. Immer wieder bekannte er sich zum Einsatz für den Erhalt der Arbeitsplätze.

Flächendeckenden Kooperationsplan für das Bistum

Mit Sorge erfüllte Luthe die Zukunft seines Bistums. Längst zeichnete sich ab, dass aufgrund drastisch gesunkener Kirchensteuer-Einnahmen Dienste eingeschränkt, Einrichtungen geschlossen und Stellen abgebaut werden mussten. Er wusste, dass daran kein Weg vorbeiführen wird. 1997 setzte Luthe einen flächendeckenden Kooperationsplan für das Bistum in Kraft. Dieser Plan legt fest, welche Gemeinden zukünftig zusammen arbeiten werden. „Wir können in einem Bistum, das seit seiner Gründung ein Drittel seiner Gläubigen verloren hat, nicht die gleichen pastoralen Strukturen bewahren wie vor vier Jahrzehnten“, unterstrich der Bischof. Damit setzte er den Schlusspunkt unter einen langen Beratungsprozess, den er bereits kurz nach seiner Amtseinführung in Gang gesetzt hatte.

Zweifellos hat Hubert Luthe in den zehn Jahren seines bischöflichen Wirkens dem Bistum seinen Stempel aufgedrückt - und ist seinem Ruf stets treu geblieben: ein Seelsorger mit großer persönlicher Glaubwürdigkeit zu sein.