Essen. . Entsorger Harmuth hat sich noch einmal zur eigenen Müllverbrennungsanlage am Stadthafen geäußert: Der Ofen wird nicht abgerissen, sondern auf „stand by“ gestellt.

Ist das nun die gute Nachricht für den Essener Norden, oder gilt am Ende doch: Zu früh gefreut? Die Müllverbrennungsanlage auf dem Gelände des Entsorgers Harmuth am Stadthafen steht vor dem Aus. In den laufenden Kooperationsverhandlungen mit Remondis sei der Ofen als „überflüssig“ bewertet worden, angesichts der Überkapazitäten bei den Müllverbrennungsanlagen an Rhein und Ruhr – betonte am Montag vor allem Remondis.

Doch so ganz will sich Harmuth von der „Energetischen Verwertungsanlage“, die gerade einmal vor knapp viereinhalb Jahren ans Netz genommen wurde, nicht trennen. „Die Anlage wird auf ,stand by’ geschaltet“, stellte gestern Harmuth-Geschäftsführer Stefan Strüngmann klar.

Option nicht aufgeben

„Wir wollen diese Option nicht leichtfertig aufgeben.“ Ein Abriss sei deshalb kein Thema: „Wir haben lange für die Erlaubnis gekämpft. Würden wir jetzt die Anlage wieder abbauen, wäre auch die Genehmigung hinfällig.“ Und natürlich will Harmuth die Investition nicht so einfach abschreiben: Immerhin rund 14 Millionen Euro kostete der Ofen, dessen Kapazität bei rund 27.000 Jahrestonnen liegt. Anfang der 90er Jahre feuerte er noch im schwäbischen Dusslingen beim Zweckverband Abfallentsorgung. Nach nur 480 Betriebsstunden legte der Betreiber die Anlage damals still.

Irgendwie scheint sich die Geschichte zu wiederholen. Dabei war es für Harmuth ein steiniger Weg, bis die Anlage den Betrieb aufnehmen konnte: Massive Proteste aus den umliegenden Stadtteilen, vor allem aus Bergeborbeck und Vogelheim, hatten das Genehmigungsverfahren begleitet, mehr als 4000 Bürger hatten gegen die Betriebserlaubnis Einspruch eingelegt, waren zum Teil vor das Verwaltungsgericht gezogen – letztlich ohne Erfolg. Alle Bemühungen des Familienunternehmens, sich auf Bürgerversammlungen der Diskussion zu stellen und die Ängste zu zerstreuen, verpufften.

"Genug freie Kapazitäten auf dem Markt"

So ganz will man deshalb auch in Vogelheim nicht aufatmen: „Das ist natürlich erst einmal eine gute Nachricht für den Essener Norden“, sagt beispielsweise Roman Brüx, stellvertretender SPD-Ortsvereinsvorsitzender in Vogelheim. „Aber die Frage bleibt, ob Harmuth oder Remondis nicht doch eines Tages wieder die Müllverbrennung am Stadthafen aufnehmen. Da bleiben ein paar Bauchschmerzen zurück.“ Also, zu früh gefreut?

Nein, die Befürchtungen könne man wirklich nicht teilen, heißt es dazu bei Remondis in Lünen. „Es gibt zurzeit wirklich genug freie Kapazitäten auf dem Markt“, betont noch einmal Remondis-Sprecher Michael Schneider. Für eine weitere Anlage sehe man aktuell „keinen Bedarf“, alles andere sei aber die unternehmerische Entscheidung von Harmuth, die wohl auch bei einer Kooperation gelten wird, da die Familie Harmuth die Mehrheit an ihrem Unternehmen behalten will, so betont es Stefan Strüngmann.

Wann es dazu kommt und in welchem Umfang, dazu könne man nach derzeitigem Stand noch gar nichts sagen, so Schneider: „Das liegt nun erst einmal bei unseren Juristen. Wir befinden uns zurzeit noch in der Annäherungsphase.“