Dezernentin jubelte mit Umbau-Gegnern – OB Paß verärgert
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Essen. . Szenen einer fortgeschrittenen Zerrüttung: Essens OB Paß ist vergrätzt darüber, dass Baudezernentin Simone Raskob beim Bürgerentscheid den Sieg der Umbau-Gegner öffentlich bejubelte, obwohl der Ratsbeschluss„für alle Mitglieder des Verwaltungsvorstands“ gelte. Wie Raskob ihr Verhalten erklärt.
Das Verhältnis zwischen Essens Oberbürgermeister Reinhard Paß und der Bau- und Umweltdezernentin ist mäßig bis schlecht, da verrät man kein Geheimnis. Und die ganz unterschiedlichen Stimmungen, die Reinhard Paß und Simone Raskob am Wahlabend des Messe-Bürgerentscheids umtrieben, dürften die Spannung am Tisch des Verwaltungsvorstands eher noch vertiefen.
Während Paß auf offener Messe-Bühne die bisher größte Niederlage seiner Amtszeit zu verkraften hatte, schien Raskob sich wenige Kilometer weiter im Tagungslokal der Grünen und Linken über den Ausgang des Entscheids geradezu euphorisch zu freuen. Privatsache? Das ist strittig. „Einheit der Verwaltung sieht anders aus“, meinte gestern ein Mitarbeiter aus dem Umfeld des OB’s bitter.
Das Prinzip „Einheit der Verwaltung“ meint: Im Rathaus kann nicht der eine dieses und der andere jenes vertreten, vielmehr legen der Rat und der Verwaltungschef, also der OB, die großen Linien fest, an denen sich dann alle zu orientieren haben. Das gilt auch für die Ressort-Chefs, auch Dezernenten oder Beigeordnete genannt, die unter dem Vorsitz des OB den Verwaltungsvorstand bilden. Hat Raskob, die den Grünen nahe steht, am Sonntag Abend gegen dieses „Einheits-Gebot“ verstoßen?
Stimmung im Rathaus „halbe-halbe“
Bürger kippen Messe-Umbau
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„Das sehe ich nicht so“, sagt Raskob. Sie habe wie alle anderen auch ein Recht darauf, an Veranstaltungen ihrer Wahl teilzunehmen. Die bei den Grünen im „Panoptikum“ sei teils privat, teils beruflich bedingt gewesen, da sie dort ja auch Ratsleute getroffen habe. Ob sie sich über das Ergebnis des Bürgerentscheids gefreut hat, wie es das Bild suggeriert, mag sie nicht kommentieren. Das Foto sei entstanden, als es besonders spannend wurde, weil die Auszählung auf die Zielgerade einbog. „Da habe ich mitgefiebert.“ Im übrigen: „Auch unter den Mitarbeitern der Stadtverwaltung war die Stimmung in Bezug auf das Bürgerbegehren halbe-halbe“, hat Raskob im Rathaus beobachtet.
Das mag ja alles sein, heißt es aus dem Umfeld von Paß. „Aber der Ratsbeschluss zur Messe-Modernisierung gilt für alle Mitglieder des Verwaltungsvorstands.“ Diese hätten sich auch in der Öffentlichkeit so zu verhalten, dass an ihrer Loyalität keine Zweifel aufkämen.
OB Paß kritisierte Dezernentin öffentlich
Offiziell wollte die Stadt zu dem Vorgang keine Stellung nehmen. Nur soviel: „Das ist eine interne Angelegenheit, die intern besprochen wird“, erklärte der Leiter des OB-Büros, Uwe Gummersbach.
Dass an den Spannungen zwischen OB und Baudezernentin auch Paß tatkräftig mitwirkt, wurde jüngst beim Neujahrsempfang der IG Rüttenscheid deutlich. In seinem Grußwort übte der OB in Zusammenhang mit der Messe-Modernisierung auch kaum verhohlene Kritik an der Schulsanierung, die von der Bauverwaltung angeblich nicht rasch genug angegangen worden sei. Zuständig dafür ist Raskob, die im Publikum saß – was dem OB kaum entgangen sein kann. „Derart öffentliche Kritik durch den Chef ist demütigend“, sagt einer,,der Raskob gut kennt. Schon möglich, dass sie das nicht vergessen hat.
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