Essen. Seit fast drei Jahren hat die einst schönste Gastronomie am Baldeneysee einen neuen Besitzer. Immobilienmakler Gunnar Marx erwarb das Schloss von der Sparkasse. Doch an dem denkmalgeschützten Ensemble geschieht wenig. Dabei wurden Bauanträge gestellt oder verlängert.

Im August 2011 erwarb Immobilien-Makler Gunnar Marx das Schloss Baldeney von der Sparkasse. Seither wartet man vergeblich auf eine Entwicklung des spektakulären Ensembles; und Marx lässt Anfragen telefonischer wie schriftlicher Art zuverlässig unbeantwortet.

Nach der wechselvollen Vorgeschichte des denkmalgeschützten Schlosses hatte die Stadt auf einen Käufer gehofft, der ein Konzept und die nötigen Finanzen mitbringt. Inzwischen muss man es schon als Zeichen des Fortschritts nehmen, wenn der neue Schlossherr ein Dixi-Klo aufgestellt oder einen Bauzaun anbringt. Detlef Robrecht vom Amt für Stadtplanung und Bauordnung geht es da auch nicht anders als vielen Spaziergängern: „Wir sind überrascht, dass da nichts geschieht.“

Amt stimmte Nutzungsänderung zu

Vor anderthalb Jahren stimmte das Amt einer Nutzungsänderung für die Remise zu: Sie darf als Büro genutzt werden. Die Vermutung lag nahe, dass Marx mit seiner Firma „City Investor“ selbst einziehe; geschehen ist das nicht. Die Arbeiten würden eher zögerlich umgesetzt, sagt Robrecht. „Andererseits gibt es keine Pflicht, eine Baugenehmigung auszuschöpfen.“ Im übrigen bleibe diese drei Jahre gültig, und könne mehrfach verlängert werden. Erst wenn die Bauarbeiten einmal begonnen haben, darf man sie nicht länger als ein Jahr unterbrechen.

Eine so lange Pause hat es beim Wiederaufbau der abgebrannten Seeterrassen gegeben, die sich ebenfalls auf dem Schloss-Gelände befinden. Hier hatte ein Vorbesitzer eine Baugenehmigung beantragt und die Arbeit begonnen; bröckelndes Mauerwerk zeugt davon. Der neue Eigentümer hat offenbar Pläne mit der Restaurant-Ruine: Er habe eine Gültigkeitsverlängerung beantragt, so Robrecht. Just für das Hauptgebäude des Schlosses gebe es keinen Bauantrag. Aber Instandhaltungsbedarf gebe es: „Daher wäre es schön, wenn sich da etwas tut.“

Stadt legte Baustelle still

Wie rasch aus Stillstand Verfall wird, kann man an der benachbarten „Baldeneyer Fähre“ sehen. Deren Eigentümerin Doris Schmitz-Grothaus lässt das ehemalige Restaurant verfallen, ihr Gelände und die umliegenden Wege zum Anleger verwahrlosen. Vor Jahren kündigte sie eine „Erweiterung zum Freizeit- und Saunabetrieb“ an und baute auf ihrem Parkplatz – ohne Genehmigung. Die Stadt legte die Baustelle still, eine Ruine blieb.

Auch Schmitz-Grothaus äußert sich öffentlich nicht, doch ein Interessent, dem sie vor Jahren das Lokal anbot, erinnert sich: „Die Pacht-Vorstellungen waren unrealistisch.“ Inzwischen sei die Fähre auch stark sanierungsbedürftig. Doch so lange keine Gefahr von dem gammelnden Gebäude ausgeht, gibt es keine Handhabe einzugreifen. Eigentum verpflichtet eben nur bedingt.

Weiße Flotte macht Anleger dicht 

Wenn die Weiße Flotte Baldeney in die nächste Saison startet, wird sie nicht mehr am Schloss Baldeney anlegen. „Wir haben noch immer keine anständige Zuwegung, darum mache ich den Anleger Baldeney zu“, sagt Weiße-Flotte-Chef Franz-Josef Ewers. Lange genug habe er sich die trostlose Situation angeschaut: Bauzäune säumen den Weg zum Anleger, das Ufer ist zugewuchert. „Wir haben da kaum noch Frequenz – wer geht denn schon in eine so unaufgeräumte Gegend?“

Weiße Flotte hat nur Wegerecht

Im vergangenen Jahr habe er das Gelände einmal mit Hilfe von Grün & Gruga freischneiden lassen; eine Dauerlösung sei das aber nicht. Der Weiße Flotte gehöre das Geländer nicht, sie habe nur ein Wegerecht. „Teile des Wegs gehören Privatleuten, Teile dem Ruhrverband – auch die Eigentumsverhältnisse dort sind ein Dickicht“, klagt Ewers. Geht es nach ihm, soll der Anleger verlegt werden: zwischen das Grill-Lokal (neben der früheren Baldeneyer Fähre) und das Seaside Beach. „Da könnte man einen hübschen Anleger einrichten mit einem Platz, der sich zum See öffnet.“

Dem Ruhrverband ist der der Wunsch bekannt. Man sei Eigentümer eines vier bis fünf Meter breiten Uferstreifens vom Seaside bis entlang der Grundstücks von Schloss Baldeney, sagt Sprecher Markus Rüdel. Der Streifen sei verpachtet, für die Pflege wären also eigentlich die Pächter verantwortlich. Beide wollen sich aber zum Zustand des Geländes nicht gegenüber der Presse äußern. Der Ruhrverband immerhin zeigt sich offen für die Pläne der Weißen Flotte; auch was eine Verlegung der Anlegestelle betrifft. „Wir stehen keiner vernünftigen Lösung im Weg“, versichert Rüdel.