Essen. Der Ruhr-Stausee im Essener Süden lässt sich auch per Schiff erkunden. Vom Sonnendeck der „Stadt Essen“ aus sieht man viel Schönes und einiges Hässliche. Zur Not klappt das auch ohne Sonne, und eigentlich ist die Vorsaison sogar besonders ergiebig für Beobachtungen.

Ein einziger zahlender Gast an Bord - es war wohl keine so gute Idee am Morgen des Ostersonntags mit der Weißen Flotte in die Saison zu starten. Aber wer konnte ahnen, dass zumindest der erste Feiertag so grau und kälter wird als Weihnachten? Und ein Gutes hat diese Leere: Es bleibt einfach mehr Muße, um sich ganz auf das Schiff zu konzentrieren, das den Namen der Stadt trägt und schon deshalb eine Art Botschafter ist. Ein besonderer Ort - nur eben einer der schwimmt. Ablegen, dann aufs Deck und den Blick schweifen lassen: Das funktioniert sogar bei null Grad, wenn man warm genug eingepackt ist. Wer noch nie die Perspektive vom Baldeneysee auf die Stadt eingenommen hat, der hat auf jeden Fall etwas Wichtiges in Essen verpasst.

Ende der 1920er Jahre entstand der See in maschinen-unterstützter Handarbeit. Wasserwirtschaftliche Gründe standen bei diesem Mammutprojekt Pate, noch heute ist der See auch ein großes Abklingbecken für geklärtes Abwasser. Es ging zudem darum, Tausenden Essener Erwerbslosen für einige Jahre Lohn und Brot zu verschaffen.

"Stadt Essen" ist das jüngste von insgesamt sechs Schiffen

Ob es zusätzlich ein Ziel war, landschaftliche Schönheit zu produzieren? Vermutlich war das eher ein Nebeneffekt, der in der Freizeitgesellschaft aber längst zur Hauptsache wurde. Jedenfalls füllt der See das zwischen Werden und Kupferdreh besonders enge, felsige Ruhrtal auf geniale Weise aus, was erst vom Schiff aus so richtig sichtbar wird.

Die „Stadt Essen“ ist das jüngste der insgesamt sechs Schiffe, die die Weiße Flotte besitzt. Es ist Baujahr 1987, maximal 250 Leute dürften theoretisch mitfahren, trotzdem kommt der Motor mit 168 PS aus. „Mehr brauchen wir nicht“, sagt Binnenschiffführer Tom Czepluch, der auf dem Ruderstuhl das Kommando hat. Mit 12 km/h schwebt die Stadt Essen dahin, genau das richtige Tempo, um die Landschaft zu genießen und zu studieren. Wälder, Wiesen, Wege, Campingplätze, einige wenige Wohn- und sehr viele Bootshäuser ziehen vorüber. Manches ist baulich gelungen, manches nicht. „Rund 2000 Segelboote soll es am Baldeneysee geben“, sagt Czepluch.

Es kann auch schon mal eng werden

An schönen Tagen mit Wind kann es schon mal eng werden auf dem Wasser, und dann ist entspanntes Plaudern für den 36-jährigen Schiffsführer nicht angesagt. Die Weiße Flotte gilt zwar als Berufsschifffahrt und hat deshalb von Gesetz wegen eigentlich Vorrang, „aber das ist nicht allen Seglern klar“. Heute ist Ärger kein Thema, nur zwei hartgesottene Segler ziehen vorbei und ein paar Ruderer legen sich in die Riemen.

Eine Schokoladenseite der Stadt - so wird das Baldeneyseeufer allgemein empfunden - sicher zu Recht. Unverkennbar sind aber auch die Defizite, von denen nun schon seit Jahren ohne viel Fortschritt die Rede ist. Die Ruinenlandschaften rund ums Schloss Baldeney sehen vom Wasser noch brutaler aus als an Land. Positiv fällt andererseits gerade jetzt auf, dass Ruhrverband und Stadt als Ufer-Eigentümer stärker als früher bemüht sind, die schönen Promenaden frei zu halten. Besonders die beliebten, nach Süden exponierten Wege am Heisinger Ufer wachsen rasch zu. Auch das Seaside Beach hat sich von allzu üppigen grünen Sichtbremsen befreit. Die Attraktivität dieses Areals wäre noch steigerbar, wenn irgendwann das Schwimmverbot fällt.

Warum mancher jeden Neubau am See mit Argusaugen betrachtet, das Verlottern der Ufer aber schulterzuckend hinnimmt - auch über solche Fragen lässt sich an Bord der Stadt Essen wunderbar sinnieren. Antworten findet man dort allerdings auch nicht.

Leinen los am Baldeneysee

Sascha Dunker bei Schleifarbeiten.Foto: Jan Dinter / WAZ FotoPool
Sascha Dunker bei Schleifarbeiten.Foto: Jan Dinter / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Am Freitag, den 1Frühjahrsputz der Weißen Flotte - vor dem Saisonstart am 30. März werden die Boote klar gemacht.Foto: Jan Dinter / WAZ FotoPool
Am Freitag, den 1Frühjahrsputz der Weißen Flotte - vor dem Saisonstart am 30. März werden die Boote klar gemacht.Foto: Jan Dinter / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Am Freitag, den 16.03.2012, fotografiert: Im EVAG-Hafen am Frühjahrsputz der Weißen Flotte - vor dem Saisonstart am 30. März werden die Boote klar gemacht.Foto: Jan Dinter / WAZ FotoPool
Am Freitag, den 16.03.2012, fotografiert: Im EVAG-Hafen am Frühjahrsputz der Weißen Flotte - vor dem Saisonstart am 30. März werden die Boote klar gemacht.Foto: Jan Dinter / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Frühjahrsputz der Weißen Flotte - vor dem Saisonstart am 30. März werden die Boote klar gemacht.Foto: Jan Dinter / WAZ FotoPool
Frühjahrsputz der Weißen Flotte - vor dem Saisonstart am 30. März werden die Boote klar gemacht.Foto: Jan Dinter / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Frühjahrsputz der Weißen Flotte - vor dem Saisonstart am 30. März werden die Boote klar gemacht.Foto: Jan Dinter / WAZ FotoPool
Frühjahrsputz der Weißen Flotte - vor dem Saisonstart am 30. März werden die Boote klar gemacht.Foto: Jan Dinter / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Dominik Boldt streicht einen Steg... Foto: Jan Dinter / WAZ FotoPool
Dominik Boldt streicht einen Steg... Foto: Jan Dinter / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
...im Hafen. Zum Saisonstart muss alles auf Hochglanz poliert seit. Foto: Jan Dinter / WAZ FotoPool
...im Hafen. Zum Saisonstart muss alles auf Hochglanz poliert seit. Foto: Jan Dinter / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Frühjahrsputz der Weißen Flotte - vor dem Saisonstart am 30. März werden die Boote klar gemacht.Foto: Jan Dinter / WAZ FotoPool
Frühjahrsputz der Weißen Flotte - vor dem Saisonstart am 30. März werden die Boote klar gemacht.Foto: Jan Dinter / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Frühjahrsputz der Weißen Flotte - vor dem Saisonstart am 30. März werden die Boote klar gemacht.Foto: Jan Dinter / WAZ FotoPool
Frühjahrsputz der Weißen Flotte - vor dem Saisonstart am 30. März werden die Boote klar gemacht.Foto: Jan Dinter / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Frühjahrsputz der Weißen Flotte - vor dem Saisonstart am 30. März werden die Boote klar gemacht.Foto: Jan Dinter / WAZ FotoPool
Frühjahrsputz der Weißen Flotte - vor dem Saisonstart am 30. März werden die Boote klar gemacht.Foto: Jan Dinter / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Frühjahrsputz der Weißen Flotte - vor dem Saisonstart am 30. März werden die Boote klar gemacht.Foto: Jan Dinter / WAZ FotoPool
Frühjahrsputz der Weißen Flotte - vor dem Saisonstart am 30. März werden die Boote klar gemacht.Foto: Jan Dinter / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Frühjahrsputz der Weißen Flotte - vor dem Saisonstart am 30. März werden die Boote klar gemacht.Foto: Jan Dinter / WAZ FotoPool
Frühjahrsputz der Weißen Flotte - vor dem Saisonstart am 30. März werden die Boote klar gemacht.Foto: Jan Dinter / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Frühjahrsputz der Weißen Flotte - vor dem Saisonstart am 30. März werden die Boote klar gemacht.Foto: Jan Dinter / WAZ FotoPool
Frühjahrsputz der Weißen Flotte - vor dem Saisonstart am 30. März werden die Boote klar gemacht.Foto: Jan Dinter / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Frühjahrsputz der Weißen Flotte - vor dem Saisonstart am 30. März werden die Boote klar gemacht.Foto: Jan Dinter / WAZ FotoPool
Frühjahrsputz der Weißen Flotte - vor dem Saisonstart am 30. März werden die Boote klar gemacht.Foto: Jan Dinter / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Frühjahrsputz der Weißen Flotte - vor dem Saisonstart am 30. März werden die Boote klar gemacht.Foto: Jan Dinter / WAZ FotoPool
Frühjahrsputz der Weißen Flotte - vor dem Saisonstart am 30. März werden die Boote klar gemacht.Foto: Jan Dinter / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Frühjahrsputz der Weißen Flotte - vor dem Saisonstart am 30. März werden die Boote klar gemacht.Foto: Jan Dinter / WAZ FotoPool
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