Essen.

Sex mit einer Minderjährigen ist tabu. Auch wenn sie einverstanden ist und von Liebe spricht. Zwölf Jahre nach dem Ende der Beziehung muss ein heute 38 Jahre alter Tanzlehrer die Konsequenzen tragen. Zu eineinhalb Jahren Haft mit Bewährung verurteilte das Landgericht Essen ihn wegen zweifachen schweren sexuellen Missbrauchs eines Kindes.

Breakdance unterrichtete der Essener im Jahr 2001 in einer Oberhausener Tanzschule. Beliebt war er. „Wir haben ihn alle angehimmelt“ erzählte am Montag vor der Jugendschutzkammer die 25-jährige Lehramtsstudentin, die damals dreizehneinhalb Jahre alt und seine Schülerin war. Er hatte 2001 Schluss mit seiner Freundin gemacht und engeren Kontakt zu ihr gesucht. „Ich brauchte auch jemanden zum Reden“, sagte er. Ob es die Haupttriebfeder war, zweifelte Verteidiger Clemens Louis angesichts des Altersunterschiedes an: „13 Jahre zu 26 – na ja.“ Hinzu kam, dass der Tanzlehrer in einer frühen SMS an das Mädchen das Wort „Orgasmus“ unterbrachte.

Drastischer Tagebucheintrag

Mit Verzögerung traf er bei dem Teenager auf eine gewisse Bereitschaft. Im Tagebucheintrag hatte das Mädchen damals in Worten, die manchem Pornoautor zur Ehre gereichten, geschildert, wie der Sex lief. „Es war wunderschön“, zählte zu den wenigen schamvollen Sätzen.

Im Prozess hatte der Angeklagte, der heute Erwachsenen das Tanzen beibringt, voll gestanden. Bestraft wird er trotzdem. „Es kommt nicht darauf an, dass der Sex einvernehmlich war“, erklärte Richterin Luise Nünning, „das Gesetz schützt die sexuelle Unmündigkeit des Kindes“.

Sie selbst habe durch die Beziehung keine Probleme gehabt, betonte die 25-Jährige. Dass sie ihn zwölf Jahre später anzeigte, begründete sie mit der Sorge, dass er immer noch Beziehungen zu Kindern aufbaue. Bestärkt worden sei sie durch Gespräche mit ihrem Verlobten und dessen Vater, einem Ex-Polizisten. Auch er habe das mit sich herum geschleppt, sagte der Angeklagte: „Ich weiß, dass mein Verhalten verkehrt war.“ Wiederholungsgefahr sah die Kammer nicht. Vielleicht wegen seines aktuellen Aussehens? „Er ist ganz schön in die Breite gegangen“, meinte die 25-Jährige, die ihn seit 2001 nicht mehr gesehen hat. Richterin Nünning ging darauf nach dem Urteil ein. „Machen sie mal wieder Sport“, riet sie dem Tanzlehrer.