Essen. Das Uhren-Kunstwerk „Time“ auf dem Dach des Regattaturms ist eins der letzten, verbliebenen Zeichen des Kulturhauptstadtjahres 2010. Der Fortbestand der Kunst-Installation ist nicht gesichert, weil die Betriebskosten künftig von Sponsoren getragen werden müssten. Der Künstler sucht Spender.
Am Regattaturm am Baldeneysee-Ufer laufen täglich 20 Uhren, sie laufen schnell und langsam und vorwärts und rückwärts, immer unterschiedlich, und abends sind sie beleuchtet. „Time“ heißt das Werk des Essener Künstlers Christoph Hildebrand, im Herbst des Kulturhauptstadtjahres wurde die Installation offiziell in Betrieb genommen, und dass die Uhren immer noch da sind und laufen, halten viele Leute wahrscheinlich für selbstverständlich.
Ist es aber nicht.
Firmen als Uhren-Paten
Seit Jahren soll ein Zehn-Jahres-Vertrag zwischen Künstler Hildebrand und der Stadt den Verbleib des Kunstwerks an Ort und Stelle sichern. „Wir sind da“, versichert Hildebrand, „auf gutem Weg.“ Der Vertrag ist noch nicht fertig.
Was vor allem fehlt: Geld für den dauerhaften Betrieb. Mit 1000 bis 1500 Euro Betriebskosten pro Jahr rechnet der Künstler; derzeit wartet er die Installation einmal pro Quartal selbst. Mit einer Sponsoring-Idee ist Christoph Hildebrand schon relativ weit voran gekommen: Stiftungen oder Firmen sollen sozusagen Pate werden für einzelne Uhren; große Uhren würden für einen Zeitraum von zehn Jahren 6600 Euro kosten; kleine Uhren 3300 Euro; insgesamt gibt es vier verschiedene Größen. „Ein halbes Dutzend an potenziellen Zusagen“, berichtet Hildebrand, „habe ich bereits.“
Niedersachsen will die Uhren nach Hannover holen
Denn sein Kunstwerk spricht für sich: Seine prominente Platzierung und die gefällige Optik haben es längst zu einer kleinen Ikone gemacht. „Mit dem Thema ,Zeit’“, sagt Hildebrand, der früher Leistungssportler in der Leichtathletik war, „kann jeder was anfangen.“ Dicke Logos von Sponsoren direkt auf den Uhren wären zwar nicht möglich, doch am Fuß des Regattaturms soll eine „Stiftertafel“ auf die Spender hinweisen. Fünf der 20 Uhren sind übrigens derzeit abgebaut, das liegt an den Regattakämpfen, die regelmäßig stattfinden; die Veranstalter befürchten, die Uhren bringen das Funknetz der digitalen Zeitmesser durcheinander. „Diese Uhren“, sagt Hildebrand, „sollen etwas versetzt wieder errichtet werden, da wird es eine Lösung geben.
Attraktion auf dem See im Jahr 2010: das „Ruhr-Atoll“
Die Uhren-Installation „Time“ gehörte im Kulturhauptstadtjahr zur Reihe „Ruhrlights: Twilight Zone“. Es gab 19 Lichtkunstwerke entlang der Ruhr zwischen Duisburg und Hagen.
Besondere Aufmerksamkeit auf dem Baldeneysee erzielten im Kulturhauptstadtjahr auch die Insel-Installation „Ruhr-Atoll“. Das „U-Boot“ ist mittlerweile im Duisburger Innenhafen.
Unterdessen hat übrigens Niedersachsen bei Hildebrand angeklopft: Die Uhren, hieß es, würden sich auch auf einer Skulpturenmeile in der Landeshauptstadt Hannover gut machen. Mit einer anderen Lichtkunst-Arbeit ist Hildebrand derzeit auch in Celle zu sehen, „Scheinwerfer“ heißt die Schau, „Lichtkunst in Deutschland im 21. Jahrhundert“.