„Tower“-Installation auf Zeche Zollverein begeistert
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Essen. Der „Turm“ neben dem Kokskohlenbunker ist fast 20 Meter hoch. Wenn er in Betrieb ist, erzeugt er vier Regenwände und lässt 25.000 Liter pro Minute herunterprasseln. Wer sich ins „Tower“-Innere wagt, kommt auf seine Kosten. Nicht nur Bräute in Hochzeitskleidern und splitternackte Kunststudenten tun es.
Auf diese Art von Gaudi fahren Linus (11) und Laurenz (13) voll ab. „Fantastisch war’s“, sagen die beiden Brüder aus München, als sie aus dem „Tower“ von Zollverein steigen und sich die Wassertropfen aus dem glänzenden Gesicht wischen. Der „Tower“ - das ist die neue Triennale-Installation auf dem Weltkulturerbe: ein mächtiger Turm aus vier Regenwänden. Flüchtig, aber genauso monumental wie die Montan-Kulisse aus Doppelbock, Kohlenwäsche und Kokskohlenbunker.
An diesem sommerheißen Nachmittag herrscht am Regenturm ein ständiges Kommen und Gehen. Das Quecksilber steht bei 30 Grad: ideale Bedingungen für ein spontanes Rendezvous mit dem nassen Element, das aus 19 Metern und in 25.000 Litern pro Minute herunterprasselt. „Wunderbar“, findet die 6b des Überruhr-Gymnasiums diesen „feucht-fröhlichen“ Zollverein-Ausflug mit Kunstlehrerin Sagitta Lampe. Die Regenwände, frohlocken sie, seien so erfrischend wie das kühle Nass im Freibad.
Kunstwerke sollen nicht nur bestaunt werden
Licht, Bewegung, Wasser – das sind die Elemente aus denen die Künstler Stuart Wood, Hannes Koch und Florian Ortkrass vom Londoner Studio Random International atemberaubende Kunstwerke zaubern. Allerdings keine, die schweigend und andächtig bestaunt werden wollen wie die „Mona Lisa“ im Louvre. „Wir wollen menschliches Verhalten und Interaktion erkunden“, sagt Florian Ortkrass.
Was ihr „Tower“ mit den Menschen anstellt, ist schnell auf einen Nenner zu bringen. „Er macht glücklich“, sagt Projektmanagerin Dorothea Liebscher. Und fügt hinzu: „Die einzige Voraussetzung ist, dass die Leute reingehen.“
Wasserfall auf Zollverein
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In sehr seltenen Augenblicken - nämlich bei absoluter Windstille - entfaltet der „Tower“ seine spektakulärste Wirkung. Dann reißen die mächtigen Wasserfälle die Luftmasse mit in die Tiefe und entfachen in dem quasi verriegelten Raum stürmische Winde. Winde, die bei den Menschen drinnen ein wohliges Gänsehaut-Feeling auslösen. „Winde, die so stark sind, dass sich die Regenjacken heben und die Haare hochfliegen“, sagt Martina David.
Wandel zur attraktiven Kulturregion
Sie und ihre Zollverein-Kollegen haben schon allerhand Verrücktes in der flüchtigen „Tower“-Skulptur erlebt: splitternackte Kunststudenten aus Berlin und ausgelassene Bräute im weißen Hochzeitskleid, Männer - mal im Tauchanzug, mal in Motorradkluft, lachende Kindergartenkinder in blauen Müllsäcken und immer wieder verliebte Pärchen, die sich im Regen küssen.
Ruhrtriennale 2012
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Hans-Peter Schuster kommt gern zum „Regen-Turm“ - so wie viele andere Hobbyfotografen auch. Schon zum vierten Mal geht der Herner mit Kamera und Stativ auf Jagd nach neuen Motiven. „500 Bilder habe ich schon im Kasten“, sagt er.
Die vier kulturbegeisterten Frauen aus Köln/Leverkusen loben derweil die Wahrzeichen der Industriekultur. Und preisen den Wandel vom schäbigen Kohlenpott zur attraktiven Kulturregion: „Küppersmühle, Zollverein, Ruhrfestspiele - wir kommen gern ins Ruhrgebiet.“
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