Essen. Befürworter und Gegner der Messe-Modernisierung - auf einen Nenner kommen sie nicht mehr. Das wurde beim immerhin schon vierten Bürgerforum der Messe Essen deutlich, bei der OB Paß und Messe-Chef Egon Galinnis sich teilweise heftige Wortgefechte mit den Betreibern des Bürgerbegehrens lieferten.

Befürworter und Gegner der Messe-Modernisierung - auf einen Nenner kommen sie nicht mehr. Das wurde beim immerhin schon vierten Bürgerforum der Messe Essen deutlich, bei der Oberbürgermeister Reinhard Paß und Messe-Chef Egon Galinnis sich teilweise heftige Wortgefechte mit den Betreibern des Bürgerbegehrens lieferten. Der OB brachte es vermutlich auf den Punkt: Wer prinzipiell kein Vertrauen zu den Fachleuten habe, „die sich seit Jahren mit allen Details der Messe-Modernisierung befassen“, dem seien auch mit noch so vielen Informationsangeboten kaum die Zweifel zu nehmen.

Fällt die Modernisierung zu groß aus? „Nein, es geht nicht eine Nummer kleiner, weil wir sonst die großen Messen verlieren“, predigte Galinnis. Zu teuer? „Der Neubau der vergleichbar großen Messe Stuttgart hat eine Milliarde Euro gekostet, da ist der Neubau von immerhin rund der Hälfte der Messe Essen für 123 Millionen Euro absolut angemessen.“ Wird die nutzbare Ausstellungsfläche nach der Modernisierung nicht sogar kleiner? „Es fehlen tatsächlich 800 Quadratmeter, weil wir auf die Gruga und auf Kur vor Ort Rücksicht nehmen.“ Das sei zwar durchaus bitter, aber bei insgesamt rund 110 000 Quadratmetern verkraftbar. Der OB, gleichzeitig Aufsichtsratsvorsitzender der Messe, erklärte einmal mehr, es bestehe die Gefahr, dass große Messen absprängen, wenn sich in Essen nichts tut, was nach einem erfolgreichen Bürgerentscheid für mindestens zwei Jahre der Fall sei. Ob es denn keinen „Plan B“ gäbe, wurde Paß gefragt. „Der Plan B ist in den Köpfen der Aussteller, die in Essen ihre Messen veranstalten wollen - Plan B heißt Weggang“, so Paß. Für die Stadt werde dies entschieden teurer, da die Messe so oder so wegen langfristiger Verpflichtungen weitergeführt werden müsse.

Einen satten Eklat gab es auch: Messe-Chef Galinnis warf dem Macher des Bürgerbegehrens, Wilfried Breyvogel, empört folgenden Satz zu: „Wie können Sie überhaupt damit leben, als der größte Arbeitsplatzvernichter in der Stadt herumzulaufen.“

Das Prinzip Hoffnung

Vergleichsweise sachlich ging es da im Gasthaus Krebs in Borbeck zu, wohin die Grünen am selben Abend geladen hatten, um für ein „Ja“ beim Bürgerentscheid zu werben: Ja, wir sind dagegen.

Dass sich die Emotionen nicht überschlagen, lag wohl zum einen an der überschaubaren Zahl von etwa einem Dutzend Zuhörern, zum anderen am Referenten Jens Wientapper, der Mann der Zahlen unter den Unterstützern des Bürgerbegehrens. Erfrischend offen räumte der Betriebswirt ein, dass es sich um Wahlkampfgetöse handelt, wenn die Ausbau-Gegner behaupten, jene Millionen Euro, die die Stadt wohl gemerkt über Kredite in die Messe investieren will, würden an anderer Stelle fehlen - für Schulen oder Kitas. Auch den oft kolportierte Eingriff in den Grugapark, den gebe es so nicht. Die neue Messe verliert gar an Quadratmetern. Dabei wäre „eine Vergrößerung eine sinnvolle Sache gewesen“, so Wientapper. Da mussten Grüne in der Runde schlucken.

Wientapper hält es eben lieber mit den Zahlen. Die wirtschaftliche Effekte, die das im Auftrag der Messe (!) erstellte Ifo-Gutachten von 2008 benennt, zweifelt er an. „Warum hat man diese Zahlen nicht noch einmal belegt, wenn die Messe schon so darauf rum reitet?“ Überhaupt vermisst der Betriebswirt einen Businessplan der Messe. Die aber setze allein auf das Prinzip Hoffnung.