Essen-Rüttenscheid. . Politiker sehen beim Projekt „Living One“ öffentliche Interessen zugunsten des Investors vernachlässigt. Durch den Bau auf öffentlicher Fläche wolle der Planer Pfelgekosten sparen, so der Vorwurf. Die Stadt und Projektentwickler Kölbl Kruse wehren sich.

Ein Investor baut zwei große Wohnkomplexe und legt für die Kinder, die dort in Zukunft leben sowie für die Nachbarschaft einen Spielplatz an: Das klingt nicht nach einem Streitthema. Ist es aber doch: Im Falle des prämierten Projektes „Living One“ von Kölbl Kruse erheben die Politiker im Bezirk Einspruch.

„Kölbl Kruse muss einen Spielplatz bauen, hat aber wenig Lust, dies auf der eigenen Fläche zu tun. Das geht zu Lasten der Allgemeinheit“, kritisierte Peter Lankes (SPD), Sprecher der rot-rot-grünen Mehrheit in der Bezirksvertretung (BV) II die Pläne für das Eckgrundstück Norbertstraße/Moritzstraße, die die Verwaltung mit Kölbl Kruse abgestimmt hat. Auch Helmut Dinter (FDP) mahnte: „Es klingt wie der Verkauf städtischer Interessen gegenüber denen eines größeren Investors.“

Landesbauordnung NRW schreibt Spielflächen vor

Hintergrund ist die Landesbauordnung NRW. Darin ist festgelegt, dass der, der Wohnungen baut, auch eine Spielfläche für Kinder auf dem Grundstück anlegen muss. Doch es gibt Ausnahmen: Dies ist nicht erforderlich, wenn in unmittelbarer Nähe auf einem anderen Grundstück eine solche Fläche geschaffen wird und ihre Unterhaltung öffentlich gesichert ist.

Letzteren Fall kann man wohl auch auf die Freifläche Norbert-straße/Moritzstraße übertragen. Das Grundstück stellt die Stadt, Kölbl Kruse zahlt den Bau des Spielplatzes sowie einer zweiten, kleineren Anlage mit Tastgeräten für Kleinkinder zwischen ihren Gebäudeblöcken auf eigenem Grund. Dort wäre der große Spielplatz normalerweise entstanden. „Und der Investor hätte nicht nur den Bau, sondern auch die Pflegekosten tragen müssen“, so die Kinderbeauftragte Irmgard Krusenbaum (Grüne). Für die Unterhaltung kommt Kölbl Kruse nur einen „bestimmten Zeitraum“ auf.

„Win-Win-Situation“ für Stadt und Kölbl Kruse

Sparen beim Grundstück, sparen bei der Pflege? „Das ist definitiv nicht so. Mit dieser Lösung geben wir mehr Geld aus, als wenn wir den Spielplatz auf unserem Grundstück gebaut hätten“, sagt ein irritierter „Living One“-Geschäftsführer Reinhard Kalker. Investor und Stadt sprechen von einer „Win-Win-Situation“.

„Die Ecke ist sowieso für einen Spielplatz ausgewiesen. So haben wir die Chance, eine größere und besser ausgestattete Spielfläche zu verwirklichen, die auch allen anderen Kindern aus dem Umfeld leicht zugänglich ist“, erläutert Stefan Schulze vom Presseamt der Stadt: „Es gibt Bauträger, die die eigenen Spielplätze einzäunen.“ Die Politiker wird das nicht überzeugen, sie hätten sich „mehr Ausgleich“ für die Stadt gewünscht – etwas an der Planung ändern werden sie aber wohl auch nicht können.