Essen. In diesem Jahr gab es im Stadtgebiet drei Neu-Eröffnungen – zuletzt hat sich der Großfilialist „Lucky Bike“ angesiedelt. Die angestammten Händler sehen sich gewappnet. Für die Branche war das Jahr nicht sonderlich gut, weil der Winter sich lange hingezogen hat.
Wie viele Fahrradgeschäfte verträgt eine Stadt? Spätestens seit dem vergangenen Samstag kann man sich diese Frage stellen, denn direkt neben Ikea hat „Lucky Bike“ eröffnet. Ein Großhändler, der im Branchenjargon als „preisaggressiv“ bezeichnet wird. Der Filialist (17 Geschäfte in Deutschland) tummelt sich derzeit verstärkt im Ruhrgebiet, hatte sich zuvor bereits in Bochum, Duisburg und Dortmund niedergelassen; die Läden liegen meist in Cityrand-Lage.
Somit haben in diesem Jahr mindestens drei Rad-Geschäfte im Stadtgebiet neu eröffnet. Und das, obwohl das Jahr für die gesamte Branche, rein wettertechnisch, nicht optimal verlief: „Unser Geschäft läuft wie eine Eisdiele“, sagt Holger Lenfert, Chef beim Großhändler „Fahrradies“ auf der Frankenstraße in Rellinghausen. „Wegen der langen Kälte haben wir erst ab Mai richtig verkaufen können.“
Lenfert setzt auf Stammkunden
Das „Fahrradies“ gibt es seit 1997, Neuling „Lucky Bike“ zielt mit seinem Programm, das großteils dieselben Marken auflistet, auf eine ähnliche Kundschaft: „Natürlich ist das eine Konkurrenz“, sagt Lenfert. Doch er setzt auf Stammkunden: „Uns wird es künftig nicht schlechter gehen.“
Im Schnitt zahlt der Deutsche 513 Euro für ein Fahrrad
Zahlen vom bundesdeutschen Fahrrad-Markt: Der Kunde gibt im Schnitt 513 Euro für ein neues Rad aus – das ist nicht viel, weil auch Elektro-Räder einberechnet sind. Experten raten stets, für ein Elektro-Rad nicht weniger als 1300 bis 1500 Euro auszugeben.
In Essen findet auch 2014 wieder eine Rad-Messe statt: 20. bis 23. Februar, Messe Essen.
In der Innenstadt bringt seit mehr als zwei Jahren „Planet Of Bikes“ Leben ins alte Schossau-Haus am Kopstadtplatz; Geschäftsführer Carsten Hutschenreuter sagt: „Wir werden uns weiter auf die Themen Qualität und Technik fokussieren.“ Ein besonderer Schwerpunkt bei „Planet Of Bikes“ sei das Elektro-Rad („E-Bike“); und als die Branche in diesem Jahr einen Rückschlag erlitt, weil „Stiftung Warentest“ viele E-Bikes durchrasseln ließ, da konnte man bei „Planet Of Bikes“ profitieren: „Wir hatten die Test-Sieger. Entsprechend war die Nachfrage“, sagt Hutschenreuter.
Deutsche Räder kosten schnell 3000 Euro
Auch andere Läden schärfen weiter ihr Profil, um sich von sogenannten „preisaggressiven“ Konkurrenten nicht verdrängen zu lassen: „Wir haben Kunden, die mit ihrem Mountain-Bike wirklich zwei- bis dreimal wöchentlich im Wald fahren und nicht nur manchmal den Baldeneysee entlang“, erklärt Martin Deutsch von „Bike’n Service“. Im Frühling hat er in einer ehemaligen „Schlecker“-Filiale auf der Rüttenscheider Straße angefangen; ein Schwerpunkt: Mountain-Bikes.
Deutsch führt auch die Marke „Specialized“, bei Kennern ausgesprochen beliebt, da kostet ein Rad schnell 3000 Euro und mehr. Der Zufall wollte es, dass auch am Bredeneyer Kreuz nur wenig früher ein neuer Radladen in einer alten „Schlecker“-Filiale öffnete: „Wir sind bislang zufrieden und betrachten Großhändler nicht als Konkurrenz“, sagt Pascal Huppertz von „Loco Cycles“. Er führt zum Beispiel die spanische Marke „Orbea“; Räder mit durchaus gutem Ruf.