Essen. . Der im Essener Systemhaus gebündelte IT-Sachverstand soll demnächst auch anderen Städten angeboten werden. Das soll Geld sparen und neue Erlöse bringen. Die Mitarbeiter sind allerdings besorgt.

Auf der Suche nach immer neuen Sparideen und Erlösquellen hat die Stadt jetzt ein Auge auf ihre Datenverarbeitung geworfen. Bislang wird das „konzerneigene“ Geschäft mit Daten aller Art im Essener Systemhaus, einer eigenbetriebsähnlichen Einrichtung, und in der IT-Abteilung der städtischen Verkehrs- und Versorgungsholding EVV erledigt.

Nicht erst, seit der lukrative Beratervertrag für einen ehemaligen SPD-Ratsherrn bei den Entsorgungsbetrieben aufhorchen ließ, stellt man sich im Rathaus die Frage, wie man denn das Know-how bündeln und die alten Aufgaben mit weniger Aufwand erledigen könnte.

Hohe Flexibilität der Arbeit im Alltag

Wieder als Fachamt heim in den Schoß des Rathauses? Hier winken die Datenverarbeiter ab. Zu sehr schätzt man die hohe Flexibilität der Arbeit im Alltag. Als denkbar gilt jetzt, die IT in einer Anstalt öffentlichen Rechts zu organisieren. Diskret, um bloß nicht zu früh die Pferde scheu zu machen, hat die Stadt in zwei Expertisen klären lassen, ob sich denn auf diese Weise zum einen Aufwand und damit Geld einsparen lässt, und ob die neue Organisationsform „inhouse“-fähig ist, also die Vergabe von Aufträgen im eigenen Konzern erlaubt.

Die Gutachter, hier die Unternehmensberatung Batos, dort die Berater der Märkischen Revision, bejahten beide Fragen. Und seitdem lässt man auch in der Stadt offen durchblicken, dass ein entsprechender Plan weiterverfolgt wird. Die Konstruktion ist kompliziert, denn die EVV-IT soll als GmbH ausgegründet werden und unter ein gemeinsames Dach mit dem „neuen“ Systemhaus als Anstalt öffentlichen Rechts kooperieren.

Bei den Belegschaften – Essener Systemhaus und EVV-IT kommen zusammen auf rund 250 Mitarbeiter – ist man von der Entwicklung überrascht und zeigt sich zunächst besorgt: Dass nämlich im Zuge der Umorganisation unter ein gemeinsames Dach auch Arbeitsplätze wegfallen könnten.

Jährliche Einsparung einer beachtlichen sechsstelligen Summe

Dabei rechnen die Befürworter des Plans eher mit einem gegenteiligen Effekt: Mit den wachsenden Ansprüchen an Datenverarbeitungs-Projekte würden, so heißt es, immer mehr kleine Städte kapitulieren – und Interesse zeigen, die IT-Leistungen andernorts „einzukaufen“. Mit der Folge, dass eine gut am kommunalen Markt platzierte Datentruppe in Essen eher mehr Erlöse bringen und dafür auch mehr Mitarbeiter benötigen könnte.

Erste Anfragen, so erfuhr die NRZ, wurden bereits über den 2004 gegründeten Zweckverband KDN, einen Dachverband Kommunaler IT-Dienstleister an die Stadt Essen herangetragen. Die erhofft sich die jährliche Einsparung einer beachtlichen sechsstelligen Summe – und eine zukunftsfähige Position im Markt. Ob die Politik den Weg mitgehen will, entscheidet sich in den kommenden Wochen. Noch im Dezember soll eine Sondersitzung des Ordnungsausschusses erste Informationen liefern.