Bei AfB in Essen arbeiten Behinderte ausrangierte PC großer Firmen wieder auf und verkaufen sie. Für viele der Mitarbeiter ist das die große Chance auf einen Job.
Computer sind Andreas’ Alt Leidenschaft. Schon als Teenager mit 13 hat er am PC herumgebastelt, schrieb eigene Programme. Doch in seinem gelernten Beruf als Anwendungsentwickler hat der 30-Jährige scheinbar keine Chance. Andreas Alt sitzt im Rollstuhl.
Viele seiner Bewerbungsgespräche am Telefon liefen gleich ab: „Als ich den Chefs meine Qualifikationen nannte, waren sie schnell begeistert. Doch wenn ich bei der Terminvereinbarung dann meinen Rollstuhl erwähnte, war oft erstmal Stille am anderen Ende der Leitung und dann kamen die konstruierten Ausreden. “
Vor zweieinhalb Jahren fand Andreas Alt trotzdem einen Job – einen, bei dem er zumindest auch mit Computern zu tun hat. Er arbeitet beim IT-Systemhaus AfB in der Zweigstelle Essen. Dort werden alte, ausgemusterte Computer wieder aufgearbeitet und zu günstigen Preisen verkauft.
Die AfB-Gruppe mit Sitz in Ettlingen, baden-Württemberg, ist ein gemeinnütziges Unternehmen. Die Hälfte der Beschäftigten sind Menschen mit Behinderung. „Viele von ihnen haben auf dem normalen Arbeitsmarkt kaum Chancen. Dabei sind unsere Mitarbeiter besonders engagiert“, sagt NRW-Sprecher Dirk Fißmer.
Verfassungsschutz als Kunden
Andreas Alt ist einer von 20 Beschäftigten in Essen. Er fühlt sich wohl in seinem Job, auch wenn er lieber als Anwendungsentwickler arbeiten würde. „Aber hier werde ich wenigstens ganz normal behandelt“, sagt er während er an den Innereien eines aufgeschraubten Laptops operiert.
Vor allem große Konzerne geben ihre abgeschriebenen Geräte an die AfB weiter. Die sind oft nicht älter als drei Jahre. In Essen gehören unter anderem RWE, Hochtief oder Thyssen-Krupp dazu. Das ist kein rein wohltätiger Zweck, schließlich sparen die Unternehmen Entsorgungskosten und auch die Kosten für die sichere Datenlöschung. Das übernimmt die AfB, die dafür extra zertifiziert ist. „Wir arbeiten schließlich auch mit dem Verfassungsschutz als Kunden zusammen. Da müssen wir für die sichere Datenvernichtung garantieren“, so Fißmer.
Die Kunden, die die gebrauchten Computer im Laden an der Gladbecker Straße kaufen, sind ganz unterschiedlich. Es sind, auch wenn es die örtliche Nähe zur Uni vermuten lässt, nicht unbedingt Studenten. Gestern beispielsweise stöberte ein Mann durch den Laden, der preiswerte Computerteile für seinen Bruder in Afrika suchte.
AfB ist bereits seit 2009 mit seiner Geschäftsidee in Essen und will nun weiter wachsen. Doch das Lager und auch der Laden sind dafür zu klein geworden. „Wir suchen derzeit einen neuen Standort“, so der Sprecher.