Essen. Ein gravierendes Software-Problem hat Dienstag bei der Stadtverwaltung Essen für einen technischen Totalausfall gesorgt. Ämter und Behörden waren über Stunden telefonisch nicht zu erreichen. Betroffen waren neben dem Rathaus auch Außenstellen wie Job-Center, Bürgerämter und die Kfz-Zulassungsstelle.

Was würden wir bloß ohne Computer, Internet und Telefon machen? Dieser fast unvorstellbaren Aufgabe musste sich gestern die gesamte Stadtverwaltung tatsächlich stellen – unfreiwilligerweise. Ein gravierendes Software-Problem legte das komplette Netzwerk lahm; in Jobcenter, Straßenverkehrsamt, Gildehof-Center, sowie in sämtlichen städtischen Bibliotheken ging bis zum Nachmittag gar nichts. Auch die Telefonleitungen, die bei fast allen Ämtern an das Datennetz der Stadt angeschlossen sind, waren tot.

„Ohne Computer ist hier fast nichts machbar“, bestätigt Michael Weiß, stellvertretender Leiter des Bürgeramts im Gildehof-Center, der von 8 Uhr an etliche Kunden mit dem Bildschirm-Hinweis „Kompletter Systemausfall – Wir können Ihr Anliegen derzeit nicht bearbeiten“ vertrösten musste. Und da sowohl sie selbst, als auch der technische Dienst vom „Essener Systemhaus“ (ESH) telefonisch nicht zu erreichen waren, „konnte ja niemand wissen, welcher Fehler es ist und wann der behoben sein wird“, erklärt Weiß.

Es waren keine neuen Anträge möglich

In Bedrängnis sei deshalb aber kein Bürger geraten, Ausweise und Formulare konnten schließlich samt handschriftlicher Quittung abgeholt werden – neue Anträge waren allerdings nicht möglich. „Fatal wäre das höchstens für Express-Reisepässe“, so Weiß, der Fall sei gestern „zum Glück“ nicht eingetreten. Zufall war es wohl auch, dass das Standesamt eine Etage höher niemanden nach Hause schicken musste: Aufgrund von Bauarbeiten waren für diesen Dienstag ohnehin keine Trauungen angesetzt. Und normalerweise würden die Papiere auch am Tag zuvor bereits vorbereitet, so dass im Fall der Fälle alles per Hand ginge.

Zwangs-Feierabend hatte trotz allem übrigens keiner der städtischen Angestellten, heißt es beim Presseamt. Sie mussten sich anderweitig sinnvoll beschäftigen, wie auch die 45 Mitarbeiter der Zentralbibliothek am Gildehof, die bis etwa 14 Uhr weder Kundenbetreuung noch Verwaltungsaufgaben erledigen konnten. „Buchungssystem, Internet, Telefon und alle internen Programme fielen immer wieder aus“, sagt Klaus-Peter Böttger, Leiter der Bibliothek. Kunden hätten ziemlich genervt reagiert.

Stadt Essen erlebte technischen Defekt von großem Ausmaß

Die meisten haben sich vermutlich beim Straßenverkehrsamt in Steele über den Technikausfall zwischen 8.30 und 13.30 Uhr geärgert. „Rund 150 Bürger musste die Kfz-Zulassungsstelle am Dienstag nach Hause schicken, die Füherscheinstelle 50“, teilte Jeanette Kern vom Presseamt der Stadt mit. Einen technischen Defekt in dem Ausmaß habe die Stadt noch nie erlebt. Zweierlei Trost gibt’s dennoch. Erstens: Großkunden arbeitet die Kfz-Zulassung schnellstmöglich ab. Zweitens: Bei den Politessen gab es keine Einschränkungen. Knöllchen konnten problemlos verteilt, und zeitversetzt ins System eingetragen werden – und erreichen Sie daher 1 Tag später.