Essen. Am 16. Oktober bedrohten Hooligans aus der Fanszene des Regionalligisten Rot-Weiss Essen Gäste und Mitarbeiter des Awo-Fanprojektes. Sie verhinderten so die Vorführung eines Dokumentarfilms über deutsche Neonazis. Nach dem Aktionsbündnis “Essen stellt sich quer“ hat deswegen nun auch RWE Anzeige gegen unbekannt erstattet.
Nach dem Aktionsbündnis "Essen stellt sich quer" hat nun auch Fußball-Regionalligist Rot-Weiß Essen Anzeige gegen Unbekannt bei der Polizei gestellt, weil am 16. Oktober Hooligans aus der Essener Fanszene Mitgliedern und Gästen des Awo-Fanprojektes Schläge angedroht hatten.
Die etwa 20 Männer hatten so verhindert, dass Regisseur Peter Ohlendorf in der "Melches-Hütte" an der Hafenstraße seine Dokumentation "Blut muss fließen – undercover unter Nazis" über die deutsche Rechtsrock-Szene vorführen konnte. Politik habe im Stadion nichts zu suchen, argumentierten die Täter.
Als die Hooligans, die der Gruppierung "Alte Garde" angehören sollen, an jenem Abend drohten, mit Verstärkung wiederzukommen und den "Laden auseinander zu nehmen", sagten die Awo-Sozialarbeiter die Veranstaltung aus Sicherheitsgründen ab. Mitveranstalter "Essen stellt sich quer" hatte wenige Tage später nach einer Mitglieder-Befragung Anzeige gegen Unbekannt wegen Bedrohung, Nötigung und Sachbeschädigung gestellt. Seither ermittelt der Staatsschutz.
Nun also hat auch RWE die Täter angezeigt, wie der Aufsichtsratsvorsitzende Christian Hülsmann am Mittwochmorgen bestätigte: "Wir waren zwar anders als der Veranstalter nicht direkt betroffen, aber wir wollen als Verein auch mit der Anzeige ganz deutlich Stellung beziehen." Die Mitarbeiter des Fanprojektes äußern sich nicht öffentlich zu den Drohgebärden.
Regisseur diskutiert mit Fanforscher und Michael Welling
Am Freitag, 22. November, zeigt das Fanprojekt den Film, der den Störenfrieden zu politisch ist, nun wie berichtet doch: gemeinsam mit RWE und der Grundstücksverwaltung Essen (GVE) in deren Stadion Essen, ab 18 Uhr im Assindia-Bereich. Ohlendorfs "Blut muss fließen" zeigt den deutschen Journalisten mit dem Pseudonym Thomas Kuban während seiner neunjährigen verdeckten Filmrecherche im Rechtsrock-Milieu.
"Es geht um Grundrechte", sagte Andreas Hillebrand, Geschäftsführer der GVE, zur zunächst verhinderten Vorführung: "Es ist nicht vertretbar, dass solche Gruppen diese Art von Einfluss nehmen. Am Freitag möchten wir daher gemeinsam zeigen, dass so etwas in unserer Stadt nicht geht.“
An die Filmvorführung schließt sich eine Podiumsdiskussion an. Mit Regisseur Peter Ohlendorf diskutieren der Fanforscher und Publizist, Jonas Gabler, der Leiter der Koordinierungsstelle Fanprojekte der Deutschen Sportjugend, Michael Gabriel, sowie Max Adelmann, Sprecher des Bündnisses „Essens stellt sich quer“ und Michael Welling, Vorstand von Rot-Weiss Essen. (pw)