Essen. . Dieses Jahr hat zum Weihnachtsfest kein Schwimmbad in Essen geöffnet. Die Stadt will keine Ausnahme bei den vom Oberbürgermeister angeordneten Betriebsferien machen, auch wenn sich die Ratspolitiker parteiübergreifend für eine bürgerfreundliche Lösung einsetzen. Freuen über den Sparkurs tun sich allein private Anbieter in den umliegenden Städten.

Die Weihnachtsfeiertage sind anstrengend: Es wird viel geschlemmt, da kann Bewegung für die ganze Familie nicht schaden. Da wäre ein Besuch mit den Kindern in einem der Essener Schwimmbäder zwischen Weihnachten und Neujahr eigentlich eine gute Gelegenheit.

Nicht so, wenn es nach der Verwaltung geht: Die Sport- und Bäderbetriebe (SBE) sehen keine Möglichkeit, wenigstens ein Bad zu öffnen und verweisen dazu auf die vom Oberbürgermeister verordneten Betriebsferien vom 23. bis 30. Dezember. Erst am 2. Januar öffnen die Bäder wieder. Das ist die Kernaussage einer Stellungnahme an den Sportausschuss. Die Ratsfraktionen hatten gebeten, dies zu prüfen, da die Schließung der Bäder ausgerechnet in den Ferien auf Kritik gestoßen war.

Politik ist nicht begeistert

Die Ratspolitiker im Sportausschuss erwischte die Antwort der Verwaltung jedenfalls auf dem falschen Fuß: Die Stellungnahme der Stadt wurde erst am Montag bekannt, obwohl das Gremium am Dienstag um 13 Uhr im Rathaus tagt. Dementsprechend überrumpelt und erstaunt reagierte mancher. „Da müssen wir heute noch mal drüber sprechen und unbedingt eine kleine Lösung finden“, gibt sich Ausschussvorsitzender Klaus Diekmann (CDU) kämpferisch. Die Vorlage sei zwar eindeutig, aber es könne nur darum gehen: „Akzeptieren wir das, oder tun wir das nicht?“.

Ähnlich sieht’s die SPD: „Wir wünschen uns, dass ein Bad geöffnet bleibt“, betont Ratsherr Ingo Vogel. Man respektiere die Sparbemühungen der Verwaltung, aber die Begeisterung für die Absage hält sich auch bei ihm in Grenzen: „Das ist doch genau die Zeit, wo Eltern, gerade Väter, mal mit ihren Kindern so etwas machen können, weil sie frei haben.“

Angebot werde dem Spardiktat unterworfen

Drastischer formuliert es Linken-Fraktionschef Hans Peter Leymann-Kurtz: „Da orientiert sich das Angebot nicht mehr am Bürger, sondern alles wird dem Spardiktat unterworfen. Was ist das für eine Kundenorientierung? Jeder private Betrieb wäre bei so einem Benehmen längst pleite.“ Viele andere Angebote hätte man doch nicht mehr für die Kinder im Freizeitbereich. „Das zeugt von einer Ignoranz. Und wenn man dazu noch bedenkt, dass die TuP und die Museen von der Ferienregelung ausgenommen sind – und besonders erstere werden doch auch subventioniert.“

Die Sport- und Bäderbetriebe verweisen darauf, dass der Ausnahmekatalog für die vom OB angeordneten Ferien Bäder nicht enthalte. Nur zur Sicherstellung des Winterdienstes und der Kontrolle der technischen Anlagen dürften SBE-Mitarbeiter zum Einsatz kommen: „Wir haben die Entscheidung nicht leichten Herzens getroffen, aber angesichts der finanziellen Situation mit Haushaltskonsolidierung und Haushaltssperre wurde so entschieden.“ Bereits am Montag mutmaßte man in Kreisen des Sportausschusses, dass die Entscheidung auf Drängen des OB-Büros nicht anders gefällt wurde.

Zu viel für die Großstadt Essen

Und die Kosten einer Ausnahme? Die SBE gehen von 6500 Euro pro Betriebstag aus, wenn das Schwimmzentrum Rüttenscheid öffnet. Durch Einnahmen von rund 1500 Euro blieben es letztlich 4000 Euro. Urlaubsrückstellungen für das Personal würden sich auf etwa 3200 Euro pro Tag belaufen. Offenbar zu viel für die Großstadt Essen.

Freuen dürften sich nun private Anbieter, wie der „Aquapark“ in Oberhausen. Sie haben bis auf die Feiertage geöffnet. „Wenn es sich nicht lohnen würde, würden wir das erst gar nicht machen“, hieß es aus der Nachbarstadt.