Essen. Seit 2010 macht die Stadtverwaltung Essen zwangsweise Weihnachtsferien, um Personalkosten zu sparen. Dass davon auch alle Schwimmbäder betroffen waren, ärgert viele Familien und Schwimmfans.

Wenn an diesem Wochenende die Weihnachtsferien zu Ende gehen, bleibt in manchen Familien nicht nur der Ärger über das Schmuddelwetter, sondern auch über eine unflexible Verwaltung: Denn die sperrte zwischen den Feiertagen nicht nur Bibliotheken, sondern auch sämtliche Bäder zu.

„Wir gönnen den städtischen Mitarbeitern gern ihren verdienten Urlaub. Aber es sind Weihnachtsferien, wann sonst können Familien gemeinsam etwas unternehmen?“, fragen Petra und Stephan Müller. Und nicht nur sie: Auch andere Leser berichten, dass sie die Anfahrt nach Oberhausen oder Gelsenkirchen in Kauf genommen und Eintritt für teure Spaßbäder bezahlt haben, weil in Essen gleich mit dem ersten Ferientag die Bäder zumachten.

Michael Ruhl von den Sport- und Bäderbetrieben verwies schon zu Ferienbeginn darauf, dass man den Ärger der Familien teile. „Aber die Stadt macht die Betriebsferien nun mal, um Personalkosten einzusparen.“ Darum bleiben seit der Premiere im Jahr 2010 in der ersten Weihnachtsferien-Woche alle städtischen Dienststellen und Einrichtungen geschlossen. Freilich gibt es Notdienste, selbst für Reisende, die vergessen haben, rechtzeitig einen Pass zu beantragen. Und auch die Bäderbetriebe versuchten, den Schwimmern ein wenig entgegenzukommen und öffneten das Rüttenscheider Schwimmzentrum am Samstag/Sonntag, 29./30. Dezember jeweils von 8 bis 15 Uhr – mit durchschlagendem Erfolg. Am Samstag kamen 724 Gäste, am Sonntag waren es 666. Zum Vergleich: Ein Wochenende davor (15./16.12.) lagen die Besucherzahlen bei 602 (Sa) bzw. 497(So).

„Aber man kann das ja überdenken“

Man darf vermuten, dass der Andrang auch gleich nach den Feiertagen nicht kleiner gewesen wäre. So ist der Vorsitzende des Sportausschusses, Klaus Diekmann (CDU), in den Ferien mehrfach angesprochen worden: „Jetzt haben wir mal alle Zeit, draußen ist Mistwetter – und alle Bäder sind zu. Könnt Ihr nicht eins öffnen?“ Diekmann will das Problem nun auf der nächsten Sitzung des Sportausschusses Ende Januar thematisieren – damit man in diesem Jahr zu einer familienfreundlicheren Lösung komme. „Die Entscheidung, die Bäder zu schließen, haben wir alle getroffen, weil wir nun mal sparen müssen. Aber man kann das ja überdenken.“

Dazu müsse man sich ansehen, welchen Anteil die Schließung der Bäder am Gesamtspar-Volumen von etwa 4 Millionen Euro habe. Auch welche Heiz- und Personalkosten durch die Öffnung eines Bades entstünden und mit welchen Einnahmen man rechnen dürfe, müsse geprüft werden.

Bei der Stadt ist man von solchen Ideen weit entfernt: Die Dezernenten für Sport und Personal sind noch im Urlaub und nicht erreichbar, das Büro des Oberbürgermeisters schweigt zum Thema. Stadtsprecherin Nicole Mause teilt lediglich mit, die Verwaltung plane auch 2013 wieder Betriebsferien, die die Bäder einschließen sollen. Man sehe in Zeiten strikter Haushaltskonsolidierung einfach keine Alternative: „Wir wollen die Menschen ja nicht ärgern.“