Essen. Der neue Rasen im RWE-Stadion an der Hafenstraße macht Probleme. Bei dem Spiel zwischen Rot-Weiss Essen und dem SC Verl glich die Grünfläche eher einer großen Pfütze denn einem Spielfeld. Ein von der städtischen Grundstücksverwaltung beauftragter Gutachter soll nach Pfusch am Bau suchen.

Was für eine Wasserschlacht! Der ein oder andere unter den 7200 Zuschauern beim Regionalligaspiel zwischen Rot-Weiss Essen und dem SC Verl wird sich gefragt haben, wann er solche Bilder das letzte Mal gesehen hat. Bei der Weltmeisterschaft 1974, Deutschland gegen Polen? Damals herrschten im Frankfurter Waldstadion ähnlich widrige Umstände wie am Freitagabend im Stadion an der Hafenstraße.

Knöcheltief stand der Regen auf dem Platz. Schon beim Anstoß blieb der Ball in einer Pfütze liegen. Weil besagte WM im eigenen Lande nunmehr fast vier Jahrzehnte zurückliegt und der technische Fortschritt bekanntlich nie halt macht, mögen auch die Verantwortlichen bei der städtischen Grundstücksverwaltung (GVE) nicht so recht daran glauben, dass die Platzverhältnisse allein auf höhere Gewalt in Gestalt von Dauerregen zurückzuführen waren.

Rasen in tadellosem Zustand

Warum ist das Wasser nicht versickert? Haben Pumpen und Ablaufsystem versagt? Um dies zu klären, hat die GVE einen Gutachter eingeschaltet. „Wir wollen wissen, ob die Firmen richtig gearbeitet haben“, sagt Geschäftsführer Andreas Hillebrand.

Die Nachricht von der Wasserschlacht hat auch „Hendriks Graszoden“ erreicht. Die Firma aus dem niederländischen Ort Heythuysen hat Bundesliga- und WM-Stadien „begrünt“, im Sommer verlegte sie 7881 Quadratmeter Rasen im Stadion an der Hafenstraße. Das Grün sei in hervorragendem Zustand geliefert und verarbeitet worden, beteuerte „Hendriks Graszoden“ gestern auf Anfrage. Und: Man müsse davon ausgehen, dass dies auch für den Untergrund galt, werde dieser doch üblicherweise vorher technisch abgenommen.

Regressansprüche könnte geltend gemacht werden

Mit dem Bau des Spielfeldes hatte die GVE die Firma „Heiler“ aus Bielefeld beauftragt. Das Unternehmen ist nach eigenen Angaben seit 1953 im Garten- und Landschaftsbau tätig und „seit langem“ als Spezialist für den Bau von Sportanlagen bekannt. Als Referenzobjekte nennt „Heiler“ unter anderem das Berliner Olympiastadion und die Allianz Arena in München. Zum Rasen in Essen mochte „Heiler“ gegenüber dieser Zeitung keine Stellung nehmen.

Für den Fall, dass der Gutachter Mängel bei der Bauausführung feststellen sollte, behält sich die GVE Regressansprüche vor. 900.000 Euro hat der Platz gekostet. GVE-Chef Hillebrand wartete gestern mit folgender Wasserstandsmeldung auf: Pumpen und Drainagen scheiden als Fehlerquelle offenbar aus, auch Sand und Erdschichten seien in Ordnung. Um auf Nummer Sicher zu gehen, soll das Ablaufsystem mit einer Kamera abgefahren werden. Möglicherweise sieht man dann klarer.