Essen. Die Ausschreitungen von etwa 100 Fußball-Fans beim Derby-Cup zwischen dem MSV und dem RWE am Freitagabend in der Grugahalle haben die Diskussion um Sicherheit beim Fußball neu entfacht. RWE-Chef Michael Welling zeigt sich schockiert und frustriert über die Ereignisse. Ein Interview.
Nach der Randale und den Ausschreitungen von etwa 100 Chaoten beim Derby Cup am Freitagabend in der Grugahalle stellte sich RWE-Chef Michael Welling den Fragen der WAZ-Mediengruppe.
Herr Welling, war die zweite Auflage des Derby Cups auch gleichzeitig die letzte?
Michael Welling: Das können wir nicht entscheiden, Rot-Weiss ist nur der Verein, der das Turnier offiziell angemeldet hat. Veranstalter ist die Agentur TSP. Aber es ist ohnehin noch viel zu früh, darüber nachzudenken. Wir müssen und werden das Ganze gemeinsam analysieren. Obwohl ich aber glaube, dass die Möglichkeit, so etwas zu verhindern, begrenzt ist. Aber wir sollten auf jeden Fall mit voreiligen Urteilen vorsichtig sein.
Wie fühlen Sie sich nach diesem Eklat?
Am Freitag war es erst ein Schock, dass so ein Scheiß überhaupt passieren kann. Dann war es Enttäuschung, weil wir uns ja alle riesig auf dieses Turnier, auf schöne und spannende Spiele gefreut haben. Nun überwiegt der Frust, und der ist groß. Nicht nur für mich, sondern für alle, die an diesem Turnier mitgearbeitet haben. Ein paar Idioten haben das alles mit Füßen getreten. Und obwohl es im Vergleich zur Zuschauerzahl (ca. 4000 a.d.R.) nur ein ganz geringer Teil gewesen ist, bleibt natürlich immer etwas davon hängen in den Köpfen. Dass diese Schläger mit unserem Verein oder aber mit dem MSV in Verbindung gebracht werden, das erzeugt ebenfalls Frust. Es war keine Schlägerei zwischen Essen gegen Duisburg. Diese Schwachköpfe suchen sich den Fußball als Plattform und agieren dagegen. Aber das ist ja kein spezielles Problem des Fußballs, sondern ein gesellschaftliches.
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Ihr Verein muss ohnehin immer noch gegen ein negatives Image ankämpfen? War das ein Rückschlag?
Auch hier sollte man sich vor einem absoluten Urteil zurückhalten. Noch am Donnerstag vor dem Hallenturnier hatten wir eine Sitzung mit sämtlichen Sicherheitsgremien. Und alle waren sich einig, dass das Vorjahr extrem gut gelaufen und kaum etwas passiert ist. Mit Früher ist das nicht mehr zu vergleichen.
Wissen Sie schon, wer an den Schlägereien beteiligt war?
Nein, aber sicher ist, dass diese Leute nichts mit dem Fußball, Rot-Weiss oder MSV tun haben. Das interessiert die gar nicht. Sie mögen sich RWE zugehörig fühlen, so begreifen sie sich wohl selbst, aber diese Schwachköpfe wollten nur prügeln. Sie wissen doch gar nicht, was den Verein Rot-Weiss Essen ausmacht und kennen wahrscheinlich noch nicht einmal die Namen der Spieler. Noch einmal: Diese Personen haben nichts mit uns zu tun und wir wollen sie auch nicht haben.
Wie kann man sich denn vor solchen Leuten schützen und künftig Randale verhindern?
Wir müssen diese Schläger isolieren. Und natürlich die Mitläufer.
Ist zwar blauäugig, aber könnten sich die wirklichen Fans nicht den Randalierern einfach entgegenstellen, wenn diese auftauchen.
So weit würde ich nicht gehen. Aber die Fans müssen sich klar abgrenzen und den Chaoten deutlich signalisieren: „Wir sind Essener, und ihr nicht!“ Das ist das, was man fordern kann. Es gab mal eine Szene, da wurde an der Hafenstraße ein Böller aufs Spielfeld geworfen und der Täter von unseren Fans dem Ordnungspersonal übergeben. Das ist vorbildlich.
Die Fußball-Fans haben das Sicherheitskonzept der DFL heftig kritisiert. „Ich fühl’ mich sicher“ hieß der Slogan, mit dem verschärfte Sicherheitsmaßnahmen im Stadion kritisiert worden sind. Aber in der Grugahalle fühlten sich viele Menschen nicht mehr sicher.
Das kann man auch gut verstehen. Diese Randale war Wasser auf die Mühlen derer, die schärfere Maßnahmen fordern. Den Fans haben diese Schwachköpfe am Freitag einen Bärendienst erwiesen.