Essen. . Der Umweltpreis der Stadt Essen geht in diesem Jahr nach Steele. Der 78-jährige Hugo Keip hat eine Brache in eine grüne Oase verwandelt, wo man eine solche Idylle wohl nicht erwarten würde: an der Steeler Straße.
Der Gedanke kam Hugo Keip beim Blick vom Balkon. „Daraus kann man doch etwas machen“, dachte sich der heute 78-Jährige, als er auf die unansehnliche Brache herabsah, die ein Bauunternehmen hinter dem Mehrfamilienhaus an der Steeler Straße hinterlassen hatte. 1987 war das.
Ein Vierteljahrhundert später staunen Besucher über die grüne Oase, die hier entstanden ist und die hinter der Häuserfront an einer der vielbefahrendsten Straßen dieser Stadt wohl niemand erwarten würde. Ausgestattet mit Pioniergeist, Leidenschaft und Hacke und Spaten hat Hugo Keip dieses 3000 Quadratmeter große Fleckchen pure Natur im Großstadtdschungel angelegt.
Die Stadt Essen und der Energieversorger RWE belohnten sein Engagement mit dem 1. Preis des Essener Umweltpreises 2013 und einem Preisgeld in Höhe von 4500 Euro. Der 2. Preis in Höhe von 3500 Euro ging an die Elsa-Brandström-Realschule, der Verein Exile Kulturkoordination durfte sich Betreiber des „Kaffegartens“ als grünes Klassenzimmer in der Gruga über den 3. Preis und 2500 Euro freuen.
Der Weg zum Ziel war steinig
Hugo Keips wunderschönen Naturgarten würdigte die Jury als „wegweisendes Beispiel für die positive Beeinflussung der hiesigen Umwelt- und Lebensqualität“, wie es in der Begründung etwas sperrig heißt. Fest steht: Der Weg zum Ziel war steinig, was nicht nur an der mächtigen Schotterschicht lag, die es zu durchdringen galt, bevor der erste Baum Wurzeln schlagen konnte. Der Bund für Umwelt und Naturschutz gab wertvolle Tipps, dankt Hugo Keip, der früher als Chemotechniker beim Ruhrverband arbeitete und den Ruhestand „nicht vor der Flimmerkiste verbringen wollte“, wie er selbst sagt.
5025 Arbeitsstunden hat er mit den Jahren in den Naturgarten investiert und 4500 Bilder geschossen. Das Durchblättern der dicken Fotoalben ist wie Daumenkino gucken. Im Schnelldurchlauf wachsen Obstbäume und Büsche, entstehen Teiche, Totholzhaufen und Nisthilfen. Jakob, der Vogel schaut vorbei. „Kaum füttere ich die Eichhörnchen, ist er da“, erzählt Keip. Ein Dompfaff lässt sich nieder. Insekten schwirren übers Gras. Ehefrau Siegrid kocht die Ernte zu Marmelade ein.
So ziehen die Jahre vorüber. Aber Gartenarbeit hält jung. Wenn’s sein muss, schwingt Keip sich fürs Foto sogar auf einen Ast.
Keine Frage, preiswürdig auch das.