Essen-Stadtwald/Bergerhausen/Rellinghausen. Die Stadtwerke werden im Walpurgistal die Kanäle erneuern und erweitern. Die Arbeiten, die mit einer Renaturierung des Rellinghauser Mühlenbachs einher gehen, sollen vier Jahre dauern. Die Anwohner fürchten um den alten Baumbestand und fordern von den Stadtwerken mehr Informationen im Vorfeld und eine naturschonende Arbeitsweise.

Ab 2014 werden die Stadtwerke im Walpurgistal eine Großbaustelle einrichten, um dort das Kanalsystem zu erneuern und zu vergrößern sowie den Rellinghauser Mühlenbach am Ende der Maßnahme zu renaturieren. Auf die Bürger kommt eine mindestens vierjährige Bauphase zu. Im Januar sollen nach Auskunft der Stadtwerke die Rodungsarbeiten beginnen. Die Anwohner der Eschenstraße, Sperberstraße und Im Walpurgistal haben Angst, dass das idyllische Naherholungsgebiet seinen Charakter verliert.

„Wir sehen natürlich ein, dass die Maßnahme notwendig ist, auch, um die geplanten Rüttenscheider Neubauprojekte zu realisieren, die aktuell wegen zu geringer Abwasser-Kapazitäten auf Eis liegen. Aber geht das nicht schonender für die Umwelt?“, fragt Björn Wiggering. Der 33-Jährige lebt seit Juli mit seiner Lebensgefährtin Claudia Kronenberg (29) in der Straße Im Walpurgistal.

"Mammutprojekt mit massiven Auswirkungen auf die Natur"

„Wir haben lange nach einer Wohnung im Grünen gesucht, die trotzdem stadtnah ist, und hier haben wir sie endlich gefunden“, sagt Wiggering. Gerade hatte sich das Paar eingelebt, dann kam der Schock. Mitte September hatten die Stadtwerke zur Informationsveranstaltung eingeladen. „Was uns unter dem Titel Renaturierung des Rellinghauser Mühlenbachs verkauft wird, ist ein Mammutprojekt mit massiven Auswirkungen auf die Natur“, sagt Claudia Kronenberg. Der Großteil des über 30 Jahre alten Baumbestandes, darunter von Anwohnern gepflanzte Nuss- und Obstbäume, müsste weichen.

„Wir versuchen, nur die Bäume zu fällen, die unbedingt erforderlich sind und ziehen extra einen Baumgutachter hinzu“, erklärt Stadtwerke-Sprecher Dirk Pomplun. Die Sorgen der Anwohner bleiben: Rechts und links des Bachs solle jeweils eine zehn Meter breite Schneise durch das Tal geschlagen werden. Der viel genutzte Spielplatz soll für die Bauzeit geschlossen und als Material-Lagerplatz genutzt werden. Die schweren Baumaschinen - die riesigen Rohre haben teils einen Durchmesser von 3,60 Metern - würden zudem die Straßen im Tal zerstören, so dass nach der eigentlichen Maßnahme noch einmal eine zweijährige Baustelle zur Straßenerneuerung folgen würde.

Bürger fordern ein weiteres Gespräch mit den Stadtwerken

Die Bürger fragen sich, warum man nicht unterirdisch im Vortrieb-Verfahren arbeite. „In Bereichen, in denen eine geschlossene Bauweise technisch möglich ist, werden wir sie anwenden. Das ist aber nur auf einer Strecke von 300 der insgesamt 1300 Meter möglich“, so der Stadtwerke-Sprecher. Aber man werde auf einem Kilometer die Bachtrasse für die Arbeiten nutzen. Am Ende renaturiere man den Bach, der dann wieder natürlich verlaufe und oberirdisch kein Abwasser führe.

Die Bürger haben immer noch viele Fragen und fordern ein weiteres Gespräch mit den Stadtwerken, um mit den Verantwortlichen über Alternativen zu sprechen.