Essen. Mehr abgefackelte Autos bei sinkender Aufklärungsquote: Der FDP-Landtagsgeordnete Witzel ist besorgt über die neuesten Zahlen des Innenministers.
Verbranntes Blech ist ein heißes Eisen für den FDP-Landtagsabgeordneten Ralf Witzel. Nach einem ersten parlamentarischen Vorstoß in Gestalt einer Anfrage an die Landesregierung im vergangenen Jahr fordert der Essener jetzt erneut, „dem beängstigenden Trend zu immer mehr brennenden Autos auf Essener Straßen mehr polizeiliche Beachtung zu schenken“. Es sind „schlechte Nachrichten“, die Witzel aus einer Statistik des Innenministeriums herausliest. Die Zahl der angezündeten Autos sei stark angestiegen, die Aufklärungsquote aber deutlich gesunken, stellt der Liberale fest: von 27,3 Prozent in 2012 auf aktuell 18,2 Prozent.
Während in den beiden vergangenen Jahren in der Zuständigkeit des Polizeipräsidiums Essen 32 beziehungsweise 33 Brandstiftungen dieser Art gezählt wurden, waren es allein in den ersten sechs Monaten dieses Jahres bereits 22, zwei davon in Mülheim. „Wenn diese Entwicklung anhält“, meint Witzel, steigt der Jahreswert um ein Drittel. Schon jetzt sei Essen „trauriger Spitzenreiter im Revier“, landesweit stehe nur noch Köln schlechter da.
Blick auf die Arbeit der Spezialisten des Kriminalkommissariats
Auch wenn Witzel als einen Grund für diese Entwicklung „die falsche Prioritätensetzung“ des Innenministers kritisiert und betont, dass an der schlechten Aufklärungsquote nicht die Essener Behörde Schuld sei, lohnt ein Blick auf die Arbeit der Spezialisten des Kriminalkommissariats 11/14. Dessen Chef Michael Weskamp kennt die Zahlen und Entwicklungen, die dahinter stehen. Die Statistiken für die einzelnen Städte seien durch die unterschiedliche Bevölkerungsdichte, aber auch aus anderen Gründen nicht durchgängig vergleichbar: Während manche Polizeibehörden zum Beispiel zwei oder mehrere durch Flammen zerstörte Autos unter einem Brand zusammenfassen, werde in Essen jeder einzelne Pkw einer Straftat zugeordnet.
So sei im vergangenen Jahr eine Brandserie im Städtedreieck Essen-Mülheim-Oberhausen durch die Festnahme eines Feuerteufels beendet worden, der 25 Autos abfackelte. Das erkläre zum Beispiel die deutlich bessere Aufklärungsquote für 2012. „Das Positive für die Zahlen war dieser Ausrutscher“, so Weskamp. Denn grundsätzlich gelte, dass derlei Straftaten „nicht leicht aufzuklären sind“.
Meistens passieren sie nachts, es gibt in der Regel keine Zeugen und Spuren werden durch Feuer häufig vernichtet. Nichts deute darauf hin, dass die Essener Polizei ihren Job schlecht mache.
Besonderes Augenmerk
Das Gegenteil sei der Fall: „Auf Fahrzeugbrände legen wir ein besonderes Augenmerk“, sagt Weskamp. Werden Schwerpunkte ausgemacht, observieren Beamte die Straßen, um Brandstifter möglichst auf frischer Tat zu überführen. „Eine solche Festnahme kann dann auch ein Ansatz sein, um eine Serie aufklären zu können.“ Schwerpunkte seien derzeit in Frohnhausen, Holsterhausen, Borbeck und Altendorf auszumachen. „Die Täter springen von einem Stadtteil in den anderen und wir reagieren darauf“, sagt Weskamp, der nicht bestreitet, dass die Fälle von vor allem vorsätzlicher Brandstiftung an fahrbaren Untersätzen zunehmen: „Es ist ein Phänomen, eindeutig.“ Wobei es sich immer wieder um Einzeltäter und nicht um Gruppierungen handelt, die wie anderen Städten aus politisch motivierten Gründen durch die Straßen ziehen, um fremder Leute Eigentum zu zerstören.
Und die, derer man habhaft wird, sind auch nicht nur Serientäter, wie der etwa 30-Jährige, der durch Essener, Mülheimer und Oberhausen er Wohngebiete lief, um ein Fanal nach einem Streit mit der Freundin zu setzen. „Fast die Hälfte der Fälle sind allerdings auch Beziehungstaten“, weiß der Ermittler. Ein Brandstifter versuche oftmals seinen Frust loszuwerden und dann insbesondere den Menschen, der ihm Ärger oder Seelenschmerz bereitete, an einer empfindlichen Stelle zu treffen. Nach einem Streit in einer Beziehung oder selbst um einen Parkplatz geht dann das in Flammen auf, „was dem anderen vermeintlich wichtig ist“. Oft ist das ein Auto. Und manchmal sei auch Versicherungsbetrug im Spiel.