Essen. Nachbarn sind ein effektiver Schutz, im Zweifel sollen sie immer die Polizei rufen. Denn die Täter sind schnell weg, zurück bleiben hilflose und wütende Opfer. Hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht, aber die Polizei klärt auf, welche Technik helfen kann.
Der Rüttenscheider musste mal eben Milch kaufen, verließ nur kurz die Wohnung. Als er zurückkam, war alles durchwühlt, das Fenster aufgebrochen, Geld und Schmuck gestohlen. Die Einbrecher stiegen ein, obwohl im Haus gleich gegenüber viele Gäste bei einer Familienfeier waren. Vielleicht kam ihnen der Trubel recht, so bemerkte sie niemand.
Dabei sind Nachbarn ein sehr effektiver Schutz vor Einbrechern, betont die Polizei und fordert sie auf, lieber einmal zu viel den Notruf 110 wählen, wenn sie etwas Merkwürdiges oder einen Verdächtigen beobachten. „Viele scheuen sich da noch, weil sie vielleicht das Gefühl haben, als Blockwart betrachtet zu werden“, weiß Polizei-Sprecher Lars Lindemann.
Für einen Einbruch brauchen Täter nicht lange: zehn Sekunden für ein ungesichertes Fenster, höchstens zehn Minuten, um die Wohnung auf den Kopf zu stellen, sagt Kriminalhauptkommissar Jürgen Dahles, zuständig für Einbruchschutz. Am morgigen Sonntag ist gar der bundesweite Tag des Einbruchschutzes. Die Polizei klärt zwar das ganze Jahr über mögliche Schutzmaßnahmen auf, jetzt aber in der dunklen Jahreszeit haben Einbrecher Hochsaison.
Sicherheitstür schütze auch nicht
Wie sich Opfer fühlen, nachdem Fremde eingedrungen sind, beschreibt eine Heisinger Familie mit Hilflosigkeit, aber auch Enttäuschung darüber, dass die Polizei sie nicht hat schützen können.
Die Nachbarn des 48-Jährigen aus dem Südviertel haben die Polizei zwar gerufen, doch da waren die Einbrecher längst weg. Mit ihnen Bargeld, Schmuck und Laptop. Der Mieter war verreist, als sie seine Wohnungstür aufbrachen. Sie kamen, als gerade Essen Original stattfand. „Die Nachbarn haben nichts gehört“, sagt der 48-Jährige, der zunächst wütend war, dass da Fremde sein Schlafzimmer auf den Kopf gestellt und jeden Wohnzimmerschrank aufgerissen haben.
Kostenlose Beratung der Polizeikommissare
2012 gab es in Essen 2349 Einbrüche und Einbruchsversuche. In 40 Prozent der Fälle bleibt es beim Versuch, sagt Kriminalhauptkommissar Jürgen Dahles. Dafür können es die Bewohner den Tätern mit entsprechender Technik an Türen und Fenstern so schwer wie möglich machen, denn die Einbrecher lassen in der Regel ab, wenn das Aufhebeln zu lange dauert.
Beratung für Bürger bieten die Beamten der technischen Prävention kostenlos an: di-do, 9 bis 15 Uhr sowie jeden ersten Samstag im Monat, 9-14 Uhr, Ohne Termin.
Für Einfamilienhäuser und Gewerbebetriebe gibt es Außentermine mit einem Check für die Gebäude. Kontakt und Termine unter: 829444
Der Vermieter ließ dann eine Sicherheitstür mit drei Riegeln und einer Stahlplatte in die Erdgeschosswohnung einbauen. Diese Technik hielt die nächsten Täter zwar ab, die vor kurzem kamen: Nach 33 Hebelansätzen, die die Polizei beim zweiten Einbruch feststellte, ließen sie von der Tür ab, sagt der Mieter: „Sie brachen stattdessen den ganzen Rahmen raus.“ Und verschwanden mit Geld, wertvollen Manschettenknöpfen und der letzten goldenen Uhr, ein Erbstück vom Vater. Als die Täter kamen, stand das Mietshaus leer, erst als sie abrückten, kam den zwei Männern und einer Frau eine Nachbarin entgegen. „Sie grüßten höflich und fuhren davon.“ Geschnappt wurden sie bislang nicht und die Chancen dafür stehen schlecht. Regelmäßig stecken überregionale Banden dahinter, was die Arbeit der Ermittler erschwert. Die Aufklärungsquote liegt bei etwa elf Prozent.
Das Opfer indes hofft, dass sie nicht wiederkommen. Eine neue Sicherheitstür ist eingebaut, mit einem weiteren Querriegel.