Essen.. Die Essener Feuerwehr stellt als erste Großstadt-Feuerwehr in NRW komplett von analoger auf digitale Funktrechnik um. Viele Autos sind schon umgerüstet. Die Polizei arbeitet indes noch im Probelauf, die Umstellung ist für 2014 vorgesehen. Eigentlich aber sollte der Digitalfunk schon zur Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland 2006 da sein.

Die ersten Vorführungen digitaler Funkgeräte hat Ulrich Bogdahn, der Chef der Essener Feuerwehr, im Jahr 1994 erlebt. Dann hieß es, zur Fußball-WM in Deutschland im Jahr 2006 werde es definitv soweit sein. „Daraus wurde aber bundesweit nichts“, erinnert sich Bogdahn. „Das liegt vor allem am Föderalismus in diesem Staat.“ Denn alle Bundesländer wollten was anderes: Eigene technische Standards oder unterschiedliche Modelle zur Kostenübernahme zum Beispiel. „Sie haben 16 Länder“, sagt Bogdahn, „man hatte 16 Lösungen.“

Essener Feuerwehr ist Vorreiter

Erst jetzt, im Herbst 2013, meldet die Essener Feuerwehr, dass die komplette Umstellung auf den Digitalfunk vor dem endgültigen Abschluss steht – als erste Großstadt-Feuerwehr in NRW. Mehr als 80 Fahrzeuge seien zuletzt ins endgültige, digitale Netz gebracht worden, das das Land aufgebaut hat, die weiteren Autos folgen. Bei der Essener Polizei läuft noch flächendeckend der Probebetrieb; die komplette Umstellung erfolge landesweit 2014, teilt ein Sprecher des NRW-Innenministeriums mit.

Die Umstellung aufs digitale Funknetz kostet die Essener Feuerwehr rund eine Million Euro. Ein Funkgerät ist für den Feuerwehrmann so wichtig wie für den Friseur die Schere – und kann im Zweifel über Leben und Tod entscheiden. „Bei einem gefährlichen Einsatz ist Funk der einzige Kontakt, da muss ein ,Mayday’ auch ankommen“, erklärt Bogdahn.

Das Vorgehen von Essens Feuerwehr-Chef war nicht unumstritten, als er 2008 entschied, dass die Feuerwehr zum damaligen Zeitpunkt einsteigt ins digitale Geschehen – denn: Es gab zwar Geräte, aber noch kein Netz. NRW kam mit dem Aufbau des „BOS“, des offiziellen Digital-Netzes für alle „Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben“, nicht so richtig voran. Deshalb mietete sich die Essener Feuerwehr ein – ins Werksfunknetz des Strom- und Wärmeerzeugers Steag (ja, die haben sowas). Ergebnis: Jetzt, mit fünf Jahren Erfahrung in der Handhabung digitaler Geräte, ist die Essener Feuerwehr Vorreiter im Land, was digitalen Funk angeht.

Bei der Polizei lösen die digitalen Geräte alte Funkgeräte ab, die teilweise noch aus den frühen Achtzigern stammen. „Sie funktionieren halt“, sagt ein Poliezi-Sprecher. Doch als abhörsicher gelten nur die digitalen Geräte. Außerdem ist die Stimm-Qualität besser, und wie immer bei Digital-Technik: Es eröffnet sich eine Welt neuer Möglichkeiten. „Sie können schon im Rettungswagen digital umfangreiche Patientendaten ans Hospital schicken“, erläutert Ulrich Bogdahn. Und wie das auch immer so ist bei Digital-Technik: „An vieles musste man sich erst gewöhnen.“ Die Verzögerung beim Gesprächs-Aufbau, oder: „Ständig kommen Software-Updates“, sagt Bogdahn, „die müssen Sie draufspielen.“

Das kennt man auch, wenn man kein Feuerwehrmann ist . . .