Essen. Auflagen und hohe Kosten erschweren die Organisation der Martinszüge, die in den kommenden Tagen wieder durch die Stadt ziehen. Trotzdem werden wieder über 180 der Brauchtums-Veranstaltungen stattfinden. Viele haben auch wieder einen Martinsreiter engagiert - obwohl das, wie auch die Musik, kein billiges Vergnügen ist.

In Heisingen ist das St.-Martin-Pferd in die Jahre gekommen. „Es war nicht einfach, ein neues zu finden“, sagt Günter Kirsten, Vorsitzender der Bürgerschaft, die den Martinszug mit der Werbegemeinschaft organisiert. Immerhin müsse auch das Pferd gewisse Eigenschaften mitbringen, wie kinderlieb sein.

Hinzu kommen nach der Katastrophe der Loveparade 2010 weitere Auflagen, darunter die Anzahl der Ordner. „Das macht die Organisation deutlich anstrengender“, sagt Kirsten, der von Stadtteilen weiß, die ihre Umzüge inzwischen ausfallen lassen. Der in Heisingen steht. Aber: „Ohne die tatkräftige Unterstützung vieler Eltern würde das nicht gehen“, so Kirsten.

Traditionell einen großen Zug auf die Beine stellt

Harald Fiori, Schriftführer der Bürgerschaft Margarethenhöhe, die traditionell einen sehr großen Zug auf die Beine stellt, verweist außerdem auf die Kosten: „Allein für die Musikkapellen müssen wir über 1000 Euro bezahlen.“ Zudem gebe es neue Formulare für den Versicherungsnachweis, so dass er etliche Telefonate führen musste, bis die Genehmigung vorlag.

Wieder mit Pferd laufen in diesem Jahr Kinder und Eltern der Kita St. Marien im Nordviertel. Jahrzehntelang hatte die Kita auf einen St. Martin hoch zu Ross verzichtet. „Nachdem wir aber im letzten Jahr erstmals wieder einen Reiter für rund 150 Euro engagiert hatten, geht es jetzt nicht mehr ohne - die Kinder wollen es so“, erklärt Leiterin Brigitte Mey.

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Nachdem 2010 viele Martinszüge abgesagt worden sind, sei deren Zahl in den letzten Jahren relativ konstant. „Um die 200 Umzüge haben wir in der Regel“, sagt Stefan Schulze vom Stadtpresseamt. Für dieses Jahr lägen der Verkehrsbehörde 181 Anträge vor, von denen 90 Prozent bereits genehmigt seien. Auch bei den restlichen gebe es wohl keine Probleme. Der Stadtsprecher erläutert die Details:

Genehmigung

Jeder Umzug muss angezeigt werden, aber nicht jeder ist genehmigungspflichtig. Nicht genehmigt werden müssen Martinszüge mit - geschätzt - weniger als 200 Teilnehmern; solche, die nicht über Hauptstraßen führen; solche, bei denen kein Reiter eingesetzt wird. Sobald eines dieser Kriterien zutrifft, ist eine - allerdings kostenfreie - Genehmigung erforderlich. Eine Konsequenz aus der Loveparade-Katastrophe, so Schulze.

Pferde

Kommt St. Martin auf dem Pferd, ist eine Haftpflicht-Versicherung erforderlich. Fast immer, so Schulze, besteht aber der Versicherungsschutz schon. In der Regel werden für die Züge Reiter eingesetzt, die zudem bereits eine Reitplakette besitzen und deren Pferde an Menschenmassen gewöhnt sind. Letztendlich haften die Veranstalter für Unfälle, so dass sie vermutlich schon im eigenen Interesse für ausreichenden Versicherungsschutz sorgen. Neben dem Pferd müssen auf jeder Seite drei Leute gehen, die die Zugteilnehmer auf Abstand halten können.

Ordner

Unabhängig von der Größe des Zuges muss je 50 Teilnehmer ein Ordner mitlaufen. Dazu muss der Veranstalter keinen professionellen Sicherheitsdienst verpflichten, sondern muss lediglich zuverlässige Personen beauftragen. Stefan Schulze: „Zuverlässig heißt, dass die Personen vorher nicht zu tief ins Glühweinglas geschaut haben dürfen, volljährig und als Ordner erkennbar sein müssen.“

Feuer

Die Martinsfeuer sind wie Osterfeuer Brauchtumsfeuer, die angemeldet, aber nicht genehmigt werden müssen. Gemäß dem Landesimmissionsschutzgesetz dürfen nur geeignete Materialien wie unbehandeltes Holz verbrannt werden. „Oft holen sich die Veranstalter die Freiwillige Feuerwehr mit dazu, die die Gelegenheit auch gern nutzt, um sich zu präsentieren und für ihre Jugendgruppen zu werben“, sagt Stefan Schulze.