Essen. Rund 200 Martinszüge ziehen in diesen Tagen durch Essen - doch nicht immer sind Pferd und Reiter dabei. Viele Kitas und Schulen scheuen die Kosten und den Papierkram. Denn nach der Loveparade-Katastrophe vor zwei Jahren sind auch hier die Bestimmungen verschärft worden.

Wann ihre Kita zuletzt einen Martinsumzug mit Martin veranstaltet hat, kann Brigitte Mey nicht so genau sagen. „Das ist sicher 30 Jahre her“, mutmaßt die Leiterin der Kita St. Marien im Segeroth. Darum ist sie am Mittwoch auch ziemlich aufgeregt: „Die Kinder wissen es noch gar nicht, aber heute Abend haben wir einen berittenen Martin.“

Streng genommen ist es eine Martina, eine Dame, die früher mal bei der Reiterstaffel der Polizei gearbeitet hat. 150 Euro kostet ihr Einsatz, ebenso viel bekommt die Kapelle. „Ohne Sponsoren hätten wir uns das nie leisten können. Wir sind eine kleine Einrichtung.“ Fünf Erzieherinnen, 43 Kinder – aber 26 Nationalitäten. Dass die Kinder nun endlich Sankt Martin erleben durften, sei auch den Eltern zu verdanken, die den Zug sichern halfen. Wie sagt Mey: „Das Sicherheitskonzept ist ein Hammer.“

Einsatz jugendlicher Martins ist passé

Das bestätigt Simone Findt, die die evangelische Kita an der Isenbergstraße in Rüttenscheid leitet. Nach der Loveparade-Katastrophe im Jahr 2010 seien die Bestimmungen verschärft worden. „Wir brauchen eine Veranstalter-Erklärung für das Pferd, müssen belegen, dass es eine Pferdehaftpflichtversicherung gibt, der Reiter muss mindestens 18 Jahre alt sein.“ Der Einsatz jugendlicher Martins ist passé, „wir zahlen darum 20 Euro mehr als zuvor – 170 Euro“. Außerdem ist das Pferd an jeder Seite mit drei Personen zu sichern, auf je 50 Zugteilnehmer muss ein Ordner kommen.

Auch an der Isenbergstraße helfen die Eltern, lobt Simone Findt. Sie selbst erledigt den Papierkram, arbeitet die Checkliste ab: Für den Ausschank von Glühwein an die Eltern braucht sie eine Sondergenehmigung, fürs Lagerfeuer zum Ausklang Feuerlöscher, Schlauch, Feuerwache. „Wenn so nur ein Unfall verhindert wird, ist das ja okay.“

Die von der Stadt nach der Loveparade eingerichtete Koordinierungsstelle beobachtet eine wachsende Routine der Veranstalter: „2010 sagten viele die Martinszüge ab. 2011 fanden stolze 200 Züge statt, nun sind’s genauso viele“, sagt Michaela Lippek vom Presseamt.

Es gibt jedoch auch Schulen und Kitas, die Aufwand oder Kosten scheuen. „Wir haben zum ersten Mal keine Kapelle, kein Pferd, keinen Martin“, bedauert eine Mutter der katholischen Kita St. Josef in Frintrop. Beim Kita-Zweckverband wirbt man um Verständnis: „Die Kita hat sich diesmal für eine kostengünstigere, gemütliche Feier entschieden. Als der Förderverein vor zwei Wochen anbot, einen Reiter zu sponsern, war das zu spät.“ So kurzfristig lasse sich heute kein Zug mit Pferd mehr anmelden.

Eine Auswahl der Essener Martinszüge:

Am heutigen Donnerstag, 8. November, startet um 17.30 Uhr an der Georgschule der Martinszug Heisingen, zur selben Zeit beginnt der Zug am Kindergarten St. Winfried in Kray. Um 18 Uhr starten die Züge der Kitas Brassert- und Isenbergstraße (beide Rüttenscheid). Am Freitag, 9. November, beginnt um 17 Uhr der Martinszug von St. Bonifatius vor der Kirche in Huttrop. Zeitgleich zieht die Kita St. Andreas in Rüttenscheid los (ab Jugendheim Odastraße). Um 17.30 Uhr ist Treffpunkt am Don-Bosco-Club an der Wolfsbankstraße, von dort geht es mit St. Martin zur Kirche. 17.30 Uhr starten auch die Kinder der Kita St. Stephanus, um 18 Uhr treffen sich die Teilnehmer von St.Martin und Ludgerus an der Magdalenenstraße (Rüttenscheid). Am Samstag, 10. November, startet um 12 Uhr der 6. Martini-Markt von St. Markus in Bredeney, der Zug beginnt um 17 Uhr an der Markus-Kirche (Frankenstr.). Ebenfalls um 17 Uhr starten folgende Züge: Kettwig; Überuhr (ab Grundschule Hinseler Hof); St. Michael Dellwig; St. Ludgerus Werden (Gymnasium Werden). Um 17.30 Uhr zieht die Kita St. Peter (Nordviertel) los; um 18 Uhr beginnt der Zug von St. Hubertus in Bergerhausen. Am Sonntag, 11. November, gibt es folgende Züge: 16.30 Uhr St. Laurentius und St. Peter (Steele); 17 Uhr Grugapark (Haupteingang), zeitgleich St. Johann Altenessen; 17.30 Uhr Burgaltendorf (Charlottenstr./Am Sonnenhang). Weitere Infos: www.essen.de