Essen. . Eine schlimme Entdeckung haben Polizei und Feuerwehr in einer Wohnung in Essen gemacht: Im Schlafzimmer fanden sie ein vierjähriges Mädchen leblos in einem Bett, offenbar wurde das Kind getötet. Unter Tatverdacht steht die 56-jährige Stiefmutter. Sie ist nach dem Vorfall in der Psychiatrie untergebracht.
In einer Wohnung in Bergeborbeck hat sich am Mittwochmittag offenbar ein Familiendrama abgespielt: Gegen 13 Uhr ruft eine 56-Jährige Frau eine Freundin an und bittet um Hilfe - scheinbar verstört. Als die Bekannte in Bergeborbeck ankommt, wird ihr wohl gewahr, dass in der Wohnung etwas Schlimmes passiert ist. Der Freundin fallen „blutverschmierte Verletzungen an den Armen“ der Wohnungsinhaberin auf, wie es in einer Mitteilung von Polizei und Staatsanwaltschaft vom Donnerstag heißt. Offenbar hat sich die Frau selbst Schnitte zugefügt.
Das Mädchen liegt leblos im Schlafzimmer
Die Freundin alarmiert zunächst die Feuerwehr. Die Rettungskräfte übernehmen die Erstversorgung der Wohnungsinhaberin. Dann schauen sie sich die Wohnung genauer an - und stoßen hinter einer verschlossenen Tür auf die vierjährige Stieftochter der 56-Jährigen. Das Mädchen liegt leblos in einem Bett im Schlafzimmer. Für die Vierjährige kommt jede Hilfe des Notarztes zu spät. Die Polizei wird alarmiert. Am Tag nach dem Fund wird die gerichtsmedizinische Untersuchung bestätigen, dass das Kind durch stumpfe, „massive Gewalt“ gestorben ist, sagt Elke Hinterberg von der Essener Staatsanwaltschaft. Eine Mordkommission ermittelt wegen des Verdachts auf Totschlag.
Staatsanwaltschaft und Polizei müssen nun die Hintergründe des Dramas klären. Der dringende Tatverdacht richte sich auf die 56-Jährige, sagt Staatsanwältin Hinterberg. Die Frau habe sich beim Eintreffen der Helfer und der Polizei in einem „psychisch auffälligen Zustand“ befunden. Sie ist derzeit vorläufig in der geschlossenen Abteilung eines psychiatrischen Krankenhauses untergebracht und wird noch von einem Sachverständigen untersucht werden. Als wahrscheinlich gilt, dass die Staatsanwaltschaft einen Unterbringungsbeschluss beim Amtsgericht beantragt, mit dem die Frau weiter in der Psychiatrie bleiben müsste. Geäußert hat sich die 56-Jährige zu den Umständen des Dramas noch nicht.
„Das Jugendamt ist außen vor“
Klären müssen die Ermittlungsbehörden auch die familiären Umstände. Die 56-Jährige ist Deutsche, das vierjährige Stiefkind kommt aus Togo, das belegen in der Wohnung gefundene Papiere. Aus Togo stammt auch der Lebensgefährte der Frau. Der 47-Jährige hält sich derzeit in Afrika auf, will aber nach Angaben der Staatsanwaltschaft schnellstmöglich nach Deutschland zurückkehren. Noch wissen die Ermittler nicht, ob es sich bei ihm um den leiblichen oder den Stiefvater des Kindes handelt. Die Familie hat wohl zurückgezogen gelebt. Auffällig ist sie offenbar bislang nicht gewesen, sagt Hinterberg: „Das Jugendamt ist außen vor. Die kannten die Familie nicht.“