Essen. . Vor dem Essener Hauptbahnhof beobachteten Schaulustige, wie ein Mann einen anderen anpöbelte. Eine 79-Jährige bat Sicherheitskräfte der Evag um Hilfe. Die aber griffen nicht ein. Die Seniorin kritisiert, dass die Security nicht helfen wollte. Wie, fragt sie, könne man dann vom Normalbürger Zivilcourage erwarten?
Das sofortige Eingreifen von Fahrgästen in einer Essener Straßenbahn, die einen Alkoholisierten daran hinderten, einem Mann ins Gesicht zu schlagen, erinnerte eine Frau aus Rüttenscheid an einen Fall, den sie jüngst erlebt hat.
„An der Freiheit vor dem Hauptbahnhof hatte sich eine Menschentraube gebildet“, das war das Erste, was die 79-Jährige sah. In ihrer Mitte habe ein großer, durchtrainierter Mann einen deutlich schmächtigeren und kleineren Gegner angepöbelt. „Der war richtig aggressiv und reagierte nicht, als der kleinere ihn beschwichtigen wollte“, sagt die Rüttenscheiderin, die sich später geärgert hat, dass sie nicht eingegriffen hat. Stattdessen habe sie zwei Sicherheitsleute angesprochen, die auf ihrer Kleidung die Evag-Aufschrift trugen, sagt sie: „Geholfen haben die aber nicht, nicht einmal nachgeschaut.“
Sicherheitskräfte sind nur für U-Bahn-Bereich zuständig
Eingreifen dürfen sie auch gar nicht, sagt Evag-Sprecher Nils Hoffmann. Die Sicherheitskräfte seien für den U-Bahn-Bereich im Kellergeschoss zuständig: „Nicht jeder, der eine Uniform trägt, darf Exekutiv-Maßnahmen durchführen“, sagt Hoffmann. Auch wenn in ihrem Bereich jemand etwa Flaschen zertrümmert, rufen die Sicherheitskräfte die Polizei. Netter wäre es natürlich gewesen, sie hätten nach dem Hinweis der Bürgerin, die 110 gewählt. Damit hätten sie das getan, was der Bürger auch machen könne.
Nach dem Erlebnis fragt sich die 79-Jährige allerdings, wie man vom Normalbürger Zivilcourage erwarten könne, wenn nicht einmal diejenigen gewillt seien, einem Menschen in Not zu helfen, die doch für die Sicherheit zuständig seien.