Essen. . Die Idee, Tramlinien durch Busse zu ersetzen, lehnen die Teilnehmer einer NRZ-Umfrage am Samstag ab.
„Ich fahre euch zum Shoppen“, verkündet Aysegül W. strahlend auf den Plakaten, die direkt gegenüber der wartenden Fahrgäste auf den Bahnsteigen des U-Bahnhofes Hauptbahnhof hängen. Die 31-Jährige ist eine von 20 Evag-Mitarbeitern, die derzeit für die Service-Kampagne posieren. Wenn es nach dem Willen der Fahrgäste geht, soll die Straßenbahnfahrerin auch künftig den Schaltknüppel ihrer Tram fest im Griff haben. Den Gedankenspielen von Kämmerer Lars Martin Klieve erteilten am Samstag die Teilnehmer einer NRZ-Umfrage eine Absage.
Ulrich Bode aus Huttrop wartet mit seiner Frau am Rüttenscheider Stern auf die Linie 106. „Wir sind für die Straßenbahn. Sollen sich Busse durch viel befahrene Straßen quälen? Wir haben doch jetzt schon ausreichend Verkehr“, meint der 74-Jährige. Zweimal täglich ist er mit Bus und Bahn unterwegs, er ist sich sicher: „In Trams finden doch viel mehr Fahrgäste Platz.“ Rein gar nichts von dem Konzept „Busse statt Bahnen“ hält Ute Hinz: „Das ist eine furchtbare Idee“, sagt die 57-jährige Rüttenscheiderin. „Wie wollen Sie Busse über die Rüttenscheider Straße schicken?“, mahnt sie. Viel mehr müsse die Taktung von U- und Straßenbahnen noch erhöht werden.
"Die Tram fährt bei Schnee und Eis"
Gudrun Fasholz spricht gar von „einer verfehlten Planung“, man habe schließlich Millionen in das Tramnetz investiert. „Eine überirdische Verkehrsführung führt nur zu mehr Staus und es wäre für die Umwelt abträglich“, meint die 60-Jährige. Natalie Wingen und Stephan Herr hören zum ersten Mal von dem Vorschlag, der in der Nachbarstadt Mülheim harte Diskussionen ausgelöst hat. „Wir glauben nicht, dass Busse günstiger wären.“ Den Kopf schüttelt auch Thorsten Panke, der sich nach eigenen Angaben seine letzten drei Wohnungen immer nach der Lage im ÖPNV-Netz ausgesucht hat. „Ich fände es nicht gut, wenn die Straßenbahnen abgeschafft würden“, erklärt der 49-Jährige.
Ina Nowack könnte vom Südviertel zum Rüttenscheider Markt laufen, aber sie fährt gern mit der 106: „Straßenbahnen sind ein hervorragendes öffentliches Verkehrsmittel.“ 26 Jahre habe sie in Berlin gewohnt, der dortige ÖPNV sei besser. „In der Vergangenheit sind hier zu viele Investitionen in den Ausbau verpasst worden, das Auto war anscheinend zu wichtig.“ Dem stimmt Alex Neuberger zu: „Viele Städte ärgern sich doch, dass sie keine Trams haben oder ihr Netz abgeschafft haben.“ Und Ute Schmidt aus Gerschede erinnert sich an vergangene Winter: „Die Tram fährt bei Schnee und Eis, Busse nicht unbedingt.“