Essen. . Immer wieder machen Meisenpaare die Aschenbecher an Haltestellen zu Nistkästen. Doch die Küken kommen aus den Behältern nicht allein heraus – und verenden darin. Darum rüstet die Essener Verkehrs-AG die Aschenbecher nun mit neuen Deckeln nach.
Die Essener Verkehrs-AG (Evag) hat ein Herz für Tiere: So sorgt das Schicksal von acht Meisenkindern nun dafür, dass 1600 Aschenbecher an Bus- und Straßenbahnhaltestellen im ganzen Stadtgebiet umgerüstet werden. Neue Deckel mit kleineren Löchern sollen dafür sorgen, dass in Zukunft kein Vogel in die Behälter geraten kann.
Im Mai hatten Tierschützer acht Meisenküken im Aschenbecher an der Haltestelle „Waldschlösschen“ in Burgaltendorf entdeckt und sofort ein Warnschild angebracht: „Vorsicht Vogelnest. Bitte nicht leeren, nichts reinwerfen!“, hieß es dort. Auch die Evag reagierte prompt, verlegte die Haltestelle in Absprache mit dem Naturschutzbund (Nabu) um 20 Meter, um den ungewöhnlichen Nistort zu schützen. Anfangs lief alles glatt: „Der Aschenbecher bietet den Tieren ein Dach, vor allem aber den perfekten Schutz vor Nesträubern“, erklärte Tierfreundin Dorothea Keuter aus Burgaltendorf. Sie beobachtete, „wie Meisenvater und -mutter pausenlos in den Aschenbecher fliegen, um ihre Küken zu füttern“.
Appell der Tierschützer nach Todesfall blieb nicht unerhöhrt
Doch als die jungen Meisen flügge wurden, gelang es ihnen nicht, den engen Aschenbecher mit den glatten Innenseiten und den schmalen Öffnungen zu verlassen. „Dafür sind ihre Flugfähigkeiten einfach noch nicht ausgereift genug“, sagte Keuter. Vier der Küken konnte die aufmerksame Anwohnerin befreien, die anderen vier waren bereits verendet. Keuter forderte die Verantwortlichen auf, die für Vögel tückischen Behälter umzurüsten; zumal es schon früher ähnliche Vorfälle mit Meisen gegeben hatte.
Vermeintliche Nistkästen
Auch an der Haltestelle Schöne Aussicht an der Vittinghoffstraße (Stadtwald) haben früher Meisen im Aschenbecher genistet. Ebenso an der Nierenhofer Straße (Kupferdreh), wo nur eins der fünf Küken überlebte.
Andere Vogelarten nutzen die vermeintlichen Nistkästen laut Evag-Sprecher Olaf Frei nicht.
Der Appell der Tierschützer blieb nicht ungehört: In enger Absprache mit der Unteren Landschaftsbehörde vom Umweltamt Essen stattet die Evag die Aschenbecher an den Haltestellen nun mit neuen Blechdeckeln aus. Die Löcher dieser Deckel sind auf 20 Millimeter verengt und damit laut Unterer Landschaftsbehörde so klein, dass kein Vogel mehr durchpasst. „Das ist eine Sonderanfertigung“, bestätigt Evag-Sprecher Olaf Frei. Denn der zum Nistkasten umgerüstete Aschenbecher in Burgaltendorf sei nicht der einzige Fall gewesen: „Wir hatten vorher schon andere Meisen, die entdeckten, dass man dort gut nisten kann.“ Allerdings hätten auch diese die traurige Erfahrung müssen, dass man den Aschenbechern nur schlecht entkommen konnte. In Zukunft soll darum dafür gesorgt sein, dass die Vögel erst gar nicht hineinkommen.
Deckel für 1600 Aschenbecher
Bislang sind 350 von insgesamt 1600 Blechdeckeln im Rahmen der routinemäßigen Kontrollen ausgetauscht worden. Geht es nach der Evag, sollen bis Mitte April 2014 alle Haltestellen-Aschenbecher im Stadtgebiet mit den neuen Deckeln ausgestattet sein: Dann nämlich beginnt die nächste Brutzeit.