Essen. Auf den „Azubi & Studientagen“ in der Messe warben Unternehmen um qualifizierten Nachwuchs. Denn der wird zunehmend knapp. Unternehmen wie RWE wollen keine „Besten-Auslese“ betreiben, sondern auch Jugendlichen mit schulischen Defiziten unter die Arme greifen.
Mit ganzen Schulklassen sind sie gekommen, um sich schlau zu machen. Jugendliche auf der Suche nach der richtigen Ausbildung für das kommende Jahr. Die „Azubi & Studientage“ in der Messe Essen boten zwei Tage lang einen Markt der Möglichkeiten. Besuchern wurde schnell klar: Schulabgänger haben mittlerweile viele Chancen. Hans Michaelsen, Geschäftsführer Aus- und Weiterbildung der IHK zu Essen: „Es gibt eine steigende Zahl junger Leute, die bei mehreren Betrieben Ausbildungs-Verträge unterschreiben. Leider sagen sie den Firmen, bei denen sie dann nicht anfangen, häufig nicht mal ab.“
Lange galt das Ruhrgebiet als kein einfaches Pflaster bei der Lehrstellensuche – verglichen etwa mit dem Raum Düsseldorf. Das Blatt wendet sich aber. Die Schulabgänger-Zahlen sind auch in den kommenden Jahren weiter rückläufig. Der Nachwuchs für die Unternehmen wird knapper. Ein Umstand, den die Betriebe bei ihrer Personal-Planung unbedingt berücksichtigen sollten, wie die Essener Agentur für Arbeit betont.
Viele Firmen haben die Zeichen der Zeit erkannt. Lidl, Rewe, RWE, Aldi und die Deutsche Bahn gehen auf der Messe offensiv auf interessierte Jugendliche zu, weisen auf Karriere-Chancen hin und lassen die eigenen Azubis über ihre guten Erfahrungen berichten.
RWE tauft Initiative „Ich pack’ das“
Alexander Menk zum Beispiel am Stand der Deutschen Bahn. Der 21-Jährige hat sich für eine duale Ausbildung entschieden, kombiniert also Lehre mit Studium. Dies sei für ihn „ideal“, schwärmt Menk, der einmal bei der Bahn in der Bau-Überwachung tätig sein will. Ein paar Meter weiter gibt’s Informationen über das „Studieren bei Aldi“. Ein angehender Betriebswirt erklärt beeindruckten Zehntklässlern, dass er mit dem Hochschul-Abschluss vielleicht einmal „die Verantwortung für einen Bezirk mit fünf bis sieben Filialen und bis zu 70 Mitarbeitern“ übernehmen kann – wie es Aldi seinen Absolventen eines dualen Studiums bei „entsprechender Eignung“ in Aussicht stellt.
Am RWE-Stand weist man daraufhin, dass man bei der Mitarbeiter-Suche nicht nur eine Besten-Auslese betreibe, sondern auch Jugendlichen, etwa mit schulischen Defiziten, unter die Arme greife. „Ich pack’ das“ hat RWE seine Initiative zur Ausbildungs-Vorbereitung genannt und will damit Hauptschülern und Schulabgängern, die keinen Ausbildungsplatz finden, Mut machen, auf den Konzern zuzugehen.
Bewerbungsfrist für 2014 endet in Kürze
IHK-Geschäftsführer Michaelsen weiß, dass auch viele kleine Betriebe und Mittelständler versuchen, den Nachwuchs an sich zu binden. „Da werden auch Eltern eingeladen, das Unternehmen kennenzulernen, junge Leute schon früh zu Betriebsfeiern gebeten.“
Jugendlichen, die 2014 mit einer betrieblichen Ausbildung beginnen wollen, rät Torsten Withake, Leiter der Essener Arbeitsagentur, ihre Bewerbungen schon jetzt auf den Weg zu bringen. „Denn bei vielen großen Unternehmen, Banken Versicherungen und im Öffentlichen Dienst endet in Kürze bereits die Bewerbungsfrist.“