Essen. Der „Bischöfliche Stuhl“ enthält in Essen allerdings nur 2,2 Millionen Euro, sein Ertrag dient fast komplett der Förderung des Bistumspersonal. Dennoch will der Bischof dieses Vermögen extern prüfen lassen, „größtmögliche Transparenz“ sei unerlässlich. Ist das als Kritik zu verstehen?
Der Bauskandal im Bistum Limburg bringt auch andere Bistümer in Erklärungszwänge. Wie steht es in Essen um den „Bischöflichen Stuhl“, jenem exklusiven Finanztopf, aus dem sich der Bischof von Limburg so reichlich bediente? Am Burgplatz hat man nicht nur ein reines Gewissen, das Sondervermögen unter alleiniger Verfügung des Bischofs ist im Bistum Essen auch weit weniger üppig.
„Es gibt derzeit lediglich Vermögenswerte in Höhe von rund 2,2 Millionen Euro, der Bischof könnte jedoch allenfalls über knapp zehn Prozent dieser Summe frei verfügen“, erläutert Thomas Rünker von der Bistums-Pressestelle. 2,05 Millionen Euro davon stammten aus zwei Erbschaften, die Erträge dürften - ähnlich einer Stiftung - nur zweckgebunden ausgegeben werden, und zwar zur Förderung der Ausbildung des kirchlichen Personals. Verwaltet und überwacht würden der Bischöfliche Stuhl durch das Finanzdezernat des Bistums Essen und zwei Kuratorien.
Essen ist als junges Bistum vergleichsweise arm
Die vergleichsweise geringe Summe überrascht nicht, gilt doch die Faustregel: Je älter ein Bistum, umso reicher. Und das Bistum Essen hatte seit seiner Gründung 1958 noch nicht sehr viel Gelegenheit, Reichtümer anzuhäufen. Wegen der aktuellen Debatte habe sich Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck dennoch entschlossen, ab sofort nicht mehr allein den Haushalt des Bistums prüfen zu lassen und zu veröffentlichen, sondern auch das Vermögen des Bischöflichen Stuhls. Das Finanzdezernat habe eine entsprechende Anweisung erhalten.
Der Haushalt des Bistums wird durch eine externe Wirtschaftsprüfungsgesellschaft geprüft. Die Bilanz weist für das Jahr 2012 einen Umfang von 264,6 Millionen Euro aus – bei Erträgen von 260,4 Millionen Euro und Aufwendungen von 246,0 Millionen. „Beim Umgang mit kirchlichen Finanzen ist größtmögliche Transparenz erforderlich“, so Overbeck gestern. Wer will, mag das als indirekte Kritik an seinem Limburger Amtskollegen lesen.