„Es ist schade, dass so viele Essener sich bei Reisen viel Zeit nehmen, um etwas über die Kultur eines Landes zu erfahren, sich für die Geschichte der eigenen Stadt aber kaum interessieren“, sagt Irmgard Dammasch. „Dabei ist die Geschichte der Fürstäbtissinnen sehr spannend.“ Und weil sie mit dieser Meinung nicht allein steht, war die von der Essener Marketing GmbH (EMG) veranstaltete Tour „Frauen an die Macht: Die Äbtissinnen in Essen“ rasch ausgebucht.
Räumen wir zunächst mit einem Vorurteil auf: Die Äbtissinnen des Damenstifts Essen waren mitnichten der Welt abgewandte Ordensfrauen. Vielmehr bot das Amt der Fürstäbtissin Frauen in der damaligen Zeit eine der wenigen Möglichkeiten, in die große Politik einzugreifen. Bis zu 3000 Besitztitel verwaltete das Essener Damenstift, das die Geschicke der Stadt Essen über fast 1000 Jahre maßgeblich mitgestaltete, in einigen Jahrzehnten gar entscheidend lenkte. Wissenswertes und einige nette Bonmots wusste hierzu Petra Bernicke, die für die EMG die Teilnehmer begleitete, zu berichten.
Erste Station: Essener Münster. Dort erfuhren die Besucher, dass es sich bei der häufig als Dom bezeichneten Kirche nicht mehr um den Bau, den Altfrid, Bischof von Hildesheim, um 845 als Stiftskirche errichten ließ, handelt. Die ursprüngliche Kirche wurde durch einen Brand beschädigt, an gleicher Stelle nach 1275 eine neue gotische Hallenkirche aus hellem Sandstein errichtet.
Weiter geht es mit dem Reisebus zum zweiten Etappenziel, der Stiftskirche Maria in der Not in Stoppenberg, die seit 1965 den Frauenorden der unbeschuhten Karmelitinnen, die sich zur strengen Klausur verpflichtet haben, beherbergt. Erbaut wurde die Stiftskirche bereits um 1073 von Äbtissin Schwanhilde. Die heutige dreischiffige romanische Pfeilerbasilika aus Ruhrsandbruchstein zeigt im Wesentlichen den Zustand nach einem Umbau von 1241.
An Station drei, dem Schloss Borbeck, erzählt eine Dauerausstellung vom Leben der Fürstäbtissinnen und vor allem – von deren Bedeutung für die Stadt Essen.
Bevor es weiter geht zum letzten Stopp: Der Fürstin-Franziska-Christine-Stiftung in Steele. Die Namensgeberin des Stifts konnte mit fast 50 Jahren auf die längste Amtszeit zurückblicken. Sie gründete in ihrem Stift ein Kinderheim, das noch heute Bestand hat. 50 Kinder leben in dem imposanten Naturstein-Gebäude. Den zweiten Gebäudetrakt, in dem ein Stift für Damen untergebracht war, nutzt mittlerweile ebenfalls das Kinderheim, wie Petra Bernicke den Besuchern erklärte.