Essen. Das Ruhrkolleg in Huttrop hat im Physik-Saal Mobiliar, das vermutlich älter als 50 Jahre ist. Schüler beschweren sich jetzt: Denn versprochen worden waren schon seit mehr als anderthalb Jahren neue Tische und Bänke. Mit gebrauchten Möbeln wollen sie sich nicht zufriedengeben.

Schüler des Ruhr-Kollegs beschweren sich über den Zustand ihrer Möbel. Das Ruhr-Kolleg ist eine städtische Schule in Huttrop, an der man seinen Schulabschluss nachholen kann. Das Haus existiert seit 1958. Genau aus jenem Jahr sind noch die fest installierten Stühle und Tische im Physik-Saal, mutmaßen jetzt Mitglieder der Schülervertretung (SV). „Seit mehr als anderthalb Jahren sind neue Möbel für den Physiksaal angekündigt worden“, sagt SV-Mitglied Julia Egner. „Doch die Termine für den Einbau neuer Möbel wurden immer wieder verschoben.“

Neuplanung nach Haushaltssperre

Zwar seien die neuen Möbel als „dringende Maßnahme“ eingestuft und 50.000 Euro bereitgestellt worden, aber dann: „Erst wurde das Geld auf 15.000 Euro gekürzt, und der letzte Termin in den Sommerferien ist auch verstrichen“, berichtet die Schülerin.

Vor wenigen Wochen seien endlich Möbel geliefert worden – gebrauchte Tische und Stühle, die vorher in einem Saal im Gymnasium Werden installiert waren. Dort waren zuletzt aufwändig die naturwissenschaftlichen Räume erneuert worden. „Die Möbel passen nicht und sind außerdem komplett verdreckt“, sagt Julia Egner. „Es fehlen Sitze. Die Gebrauchtmöbel liegen jetzt hier im Keller, und keiner weiß, was passiert!“

Die von Stadtkämmerer Lars-Martin Klieve verhängte Haushaltssperre schlägt in diesem Fall voll durch – das erklärt Stadt-Sprecherin Renate Kusch: „Die Verwaltung ist gehalten, nur noch Ausgaben zu tätigen, zu denen sie gesetzlich verpflichtet ist.“ Das sind zum Beispiel Instandsetzungen, die wegen der strengen Brandschutz-Auflagen nötig werden.

Bildung

Die Stadt kann derzeit bis zu 13 Millionen Euro jährlich für größere Bau-Maßnahmen an Schulen ausgeben. Das sind rund zehn Millionen weniger als noch vor einigen Jahren. Das galt zumindest bis vorige Woche, bis Kämmerer Lars-Martin Klieve eine allgemeine Haushaltssperre angekündigt hat. Am Donnerstag kommt der Verwaltungsvorstand der Stadt zusammen – das sind alle Dezernenten und der Oberbürgermeister –, um zu klären, wie die Sperre konkret umgesetzt werden soll.

Aktuelles Beispiel für eine Neu-Investition: Die Grundschule Überruhr soll ein neues Klo-Gebäude bekommen.

Dass die neuen, alten Möbel, die jetzt im Ruhr-Kolleg eingebaut werden sollen, nicht mehr nutzbar sind, das bezweifelt die Stadt aber: „Es ist gängige Praxis, gebrauchte Möbel, die noch intakt sind, weiterzuverwenden“, heißt es aus der städtischen Immobilienwirtschaft. „Sie werden von uns vor dem Einbau auf jeden Fall noch gereinigt. Schäden, die aufgetaucht sein sollten, werden vorher behoben.“

2,5 Millionen Euro für Brandschutz-Arbeiten

Die Stadt räumt jedoch ein, dass der Zeitpunkt des Einbaus bislang noch nicht feststeht: „Wegen der Haushaltssperre müssen wir neu planen“, berichtet Renate Kusch.

Allein in diesem Jahr gibt die Stadt 2,5 Millionen Euro für Brandschutz-Arbeiten aus. Neue Toiletten, wie zuletzt an der Christophorus-Grundschule in Kray, müssen hingegen von Fördervereinen oder den Stadtteil-Politikern der Bezirksvertretung bezahlt und bewilligt werden. Planungsdezernent Hans-Jürgen Best nannte die Kosten, die die Kommunen für den Brandschutz aufwenden müssten, zwischenzeitlich „Wahnsinn“.