Essen-Stadtmitte. Seit 15 Jahren besteht die Tanzgruppe der Essener Seniorengemeinschaft. Die meisten Teilnehmer sind schon lange vom Tanzvirus infiziert. Es fehlen allerdings ein paar Männer. Der 81-Jährige Paul Pfaff ist der Hahn im Korb unter 16 Frauen.

Wenn Paul Pfaff sich zu den ersten Takten der Musik dreht, vergisst er die Welt um sich herum, vergisst sein Alter und alle damit verbundenen Einschränkungen. Geradezu leichtfüßig gleitet er über die Tanzfläche und ist dabei doch hochkonzentriert. Denn die Schrittfolgen für „Square Dance“ und „Round Dance“ verlangen eine gewisse Koordination. „Das ist eine charmante Form, sich geistig fit zu halten“, sagt der 81-Jährige, der in der Tanzgruppe der Essener Seniorengemeinschaft (ESG) der Hahn im Korb unter 16 Frauen ist.

Seit über 15 Jahren existiert die Seniorentanzgruppe, die sich einmal die Woche unter der Leitung von Doris Koenen für anderthalb Stunden im Haus des Sports trifft. Die meisten Teilnehmer sind schon lange vom Tanzvirus infiziert. Der ist, anders als sein Name vermuten lässt, nicht gesundheitsschädigend, sondern -fördernd: So haben Neurowissenschaftler der Ruhr-Universität Bochum in einer Studie herausgefunden, dass eine Stunde tanzen pro Woche die Aufmerksamkeit, die Reaktion und den Lebensstil von Senioren ab 60 verbessert.

"Immer wieder neue Schritte lernen"

Das kann Irmgard Haß nur bestätigen: „Wir lernen immer wieder neue Schritte und Tänze und müssen auf Zuruf reagieren“, sagt die fitte Seniorin, die schon als junge Frau in den längst geschlossenen Weinstuben getanzt hat. Doch für Irmgard Haß wie für ihre Mittänzerinnen ist noch ein anderer Aspekt wichtig: „Seit ich bei der Essener Seniorengemeinschaft aktiv bin, bin ich nicht mehr alleine.“ Tagesfahrten, Rad- und Wandertouren, gemeinsame Urlaube, Veranstaltungen oder Ausflüge füllen ihre Wochen aus.

„Die Geselligkeit ist eigentlich das Schönste“, bestätigt auch Marlene Wenzel, die seit 17 Jahren das Tanzbein schwingt. Leider fehlen für die Paartänze die Männer. „Vielleicht tanzen die Herren nicht gerne auf Kommando“, mutmaßt sie. Dabei „hätten sie es gut bei uns“. Dem Alter sind beim Tanzen keine Grenzen gesetzt: „Unsere älteste Teilnehmerin ist 85 und sie tanzt in drei Gruppen“, berichtet Doris Koenen. Wichtig seien allein der Spaß an der Bewegung und ein bisschen Mut, um in eine neue Gruppe einzusteigen.

Großer Auftritt in der Messe

„Jeder, der will, kann bei uns reinschnuppern und sich ausprobieren“, so Koenen, „man muss sich nur trauen.“ Einmal im Jahr haben die insgesamt sechs ESG-Tanzgruppen ihren großen Auftritt: Dann zeigen sie auf der Messe „Mode & Heim“ ihre einstudierten Tänze und Schrittfolgen und regen die Besucher zum Mitmachen an. „Das ist immer ein Höhepunkt im Jahr“, schwärmt Paul Pfaff, bevor er behände und beschwingt die Übungseinheit beendet, seinen Rollator schnappt und langsam nach Hause läuft.