Essen. Das Deutsche Plakatmuseum in Essen präsentiert erstmals den Pionier des modernen Firmenlogos Wilhelm Deffke. Der Gestalter hat die Magie der Marke früh entdeckt. Die Essener Schau ist die erste und umfassende Ausstellung zum Deffke-Werk.
Dieser Mann hat Zeichen gesetzt: Wilhelm Deffke gilt als „Pionier des Corporate Designs“, als Wegbereiter von Logos, die unsere schöne neue Werbewelt heute so maßgeblich bestimmen. Deffke, Jahrgang 1887, hat die Magie der Marke dabei schon früh entdeckt, als Firmenschriften, Werbeauftritte und Unternehmens-Kommunikation noch nicht unbedingt aus einem gestalterischen Guss waren. Sein umfangreiches Lebenswerk, das bis 1945 allein über 5000 „Handelsmarken und Fabrikzeichen“ zählt, und alle gestalterischen Varianten umfasst vom Plakat über das Buch bis zur Anstecknadel, war bislang vor allem ein reicher Fundus für Fachleute. Jetzt hat diese große kleine Designwelt-Entdeckung ihren Weg ins Museum Folkwang gefunden. Das Deutsche Plakatmuseum präsentiert als erstes Museum „den Logopionier Wilhelm Deffke“.
Möglich gemacht hat die Ausstellung der Sammler und Designkenner Torsten Bröhan, dessen Stiftung bereits seit Jahren den wegbereitenden Einfluss des gebürtigen Wuppertalers erforscht. René Grohnert, Chef des Plakat Museums, war vom Reichtum der Deffke-Sammlung „von Anfang an elektrisiert. Diese Komplexität, diese Intensität, findet man sonst selten.“ Die Folkwang-Premiere hat deshalb schon viele interessierte Kollegenanfragen ergeben – weitere Ausstellungs-Stationen nicht ausgeschlossen. Vielleicht bekommt man irgendwann sogar Besuch aus dem Getty-Museum, das dem ungehobenen Design-Schatz möglicherweise etwas zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt hat.
Eine sehenswerte Zeitreise
Dabei ist die Schau auch eine Zeitreise in die Anfänge der Werbezeit des 20. Jahrhunderts. Deffke, der schon früh Bekanntschaft mit den großen Bauhaus-Meistern wie Walter Gropius und Ludwig Mies van der Rohe machte und 1915 in Berlin zusammen mit Carl Ernst Hinkefuß die vielleicht erste moderne Werbeagentur in Deutschland gründete, war seiner Zeit dabei gestalterisch weit voraus. Seine klare, markante Zeichensprache, diese abstrakte Stilistik, die er unter anderem für Großunternehmen wie Reemtsma, Rückforth und Tesma entwickelte, hat mitunter auch provoziert. Seine Entwürfe zur Gestaltung für die Stadtflagge seiner Heimatstadt Wuppertal wurden beispielsweise heiß debattiert.
Man mag sich kaum vorstellen, welch produktive Entwicklung das Deffke-Werk in den Wirtschaftswunderjahren genommen hätte, doch der Vater des modernen Logos starb 1950 in Berlin. Danach ist er für viele Jahre in Vergessenheit geraten. Das soll sich nun ändern.