Essen. . Klaus Schönlebe, Flötist der Essener Philharmoniker, hat den Aufstieg des Aalto-Theaters von Anfang an verfolgt. „Wir haben hier einen tollen Arbeitsplatz“, sagt der Musiker und freut sich über die Zustimmung des Publikums: „Wir sind in der Stadt angekommen.“
Wer Klaus Schönlebe im Probenraum der Essener Philharmoniker trifft, der hat nicht gleich den Eindruck, am tollsten Arbeitsplatz der Stadt angekommen zu sein; in diesem Raum ohne Fenster, dazu die Klimaanlage als natürlicher Feind empfindsamer Künstler-Naturen.
Nun gut, auch ein Haus wie das Aalto hat ein paar Schwachstellen. Aber spätestens im Foyer weiß Klaus Schönlebe, warum er das Haus nie gewechselt hat. In Solingen geboren, Studium in Köln, gestaltet der Flötist der Essener Philharmoniker das hiesige Konzert- und Musikleben seit über 40 Jahren mit. 20 Jahre hat er auch im Orchestervorstand mitgewirkt. Es gibt vermutlich wenige, die die Entwicklung des Musiktheaters so intensiv verfolgt haben.
„So ein Opernhaus funktioniert ja nicht wie eine neue Maschine“
War das 1988 eröffnete Aalto dabei Liebe auf den ersten Blick? „Gar nicht“, sagt Schönlebe, denn die große Zustimmung, die das Opernhaus heute erfahre, sei nicht gleich zu erwarten gewesen. „So ein Opernhaus ist ja nicht wie eine neue Maschine und alles ist besser.“ Hätte auch passieren können, „dass man einzieht, gut spielt und das Publikum merkt’s nicht“.
Das Publikum hat dann doch ziemlich schnell erfahren vom Klangwunder an der Ruhr, von den Kritiker-Hymnen, den Auszeichnungen zum „Orchester des Jahres“. Zum Erfolg kam die wachsende Begeisterung beim Publikum. „Heute werden wir sogar auf der Kettwiger Straße angesprochen“, freut sich Schönlebe. Der Applaus beflügelt. „Die letzten Strauss-Abende waren phantastisch, das hätte man mitschneiden können“, schwärmt er. „Eine Ariadne, die hören Sie auf der Welt so selten.“
„Wir wussten, dass Soltesz keine bequeme Lösung ist“
Das Schöne an diesen Repertoire-Erfolgen sei: „Sie können hier in die 40. Vorstellung gehen und die ist vielleicht sogar besser als die Premiere.“ Diese kontinuierliche Qualität habe längst nicht nur mit der peniblen Leitung des nach 16 Jahren verabschiedeten Generalmusikdirektors Stefan Soltesz zu tun: „Das ist längst Stil des Hauses geworden.“ Überhaupt will Schönlebe die Rolle des Orchesters nicht klein reden. „Wenn einem der Akkord egal ist, dann kann da vorne jemand rumrudern wie er will. Selbstdisziplin ist hier Standard, wir wollen, dass es gut klingt.“
„Du büß im Dienste deine Schuld“, das Parsifal-Zitat haben sie Soltesz zum Abschied aufs T-Shirt geschrieben. Nach 16 langen, für manchen auch zu langen Jahren war der Abschied am Ende eher schmerzlich statt herzlich. „Wir wussten, dass Soltesz keine bequeme Lösung ist. Aber wir fanden, dass es damals notwendig war“, resümiert der 63-Jährige.
Er selbst weiß ganz genau, was ihm nach der Pensionierung fehlen fehlen wird. „Wenn 100 Leute auf die Millisekunde zusammen kommen, das ist einfach irre, durch nichts zu ersetzen. Die Verbindung ist einmalig.“ Und statt Wagner und Strauss liegen ihm dann ganz andere Klänge in den Ohren: Der Sound der Oldtimer, die er daheim in Kettwig restauriert.