Essen. Im Kunsthaus soll es montags keinen Tontag mehr geben. Der Aufwand für die Gema sei künftig zu groß, sagen die ehrenamtlichen Organisatoren der Reihe.

„Montag-Tontag“ – dieses Motto war bisher abends am ersten Tag der Woche im Kunsthaus in Rellinghausen gesetzt. Musikstudenten, Einzelkünstler oder Bands gaben sich dann auf der kleinen Bühne die Klinke in die Hand und spielten Gigs in privater Atmosphäre. Seit 2010 läuft die beliebte Reihe dort, doch am 21. Oktober soll, wenn es nach dem ehrenamtlichen Organisator Christoph Kammer geht, vorerst der letzte Ton erklingen. Die Gema, die Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte, will die als Ausnahme vereinbarte Melde-Praxis per Email für die Veranstaltungen nicht mehr zulassen. Die Folge: Erheblicher bürokratischer Mehraufwand für jedes montägliche Musizieren, und zwar einzeln, sagt Kammer. Den könne er nicht leisten.

Bisher schrieb der Musikliebhaber dem Sachbearbeiter der Dortmunder Gema-Bezirksdirektion alle ein bis zwei Monate eine Email. Darin stand, wer musiziert hatte und ob es sich bei den gespielten Werken um Unterhaltungsmusik oder ernste Musik (Klassik etwa) handelte. Für erstere zahlte er 18,50, für zweitere 27 Euro pro Abend. Quartalsweise bekam er die Rechnung – und bezahlte brav. Dreieinhalb Jahre ging das gut.

Wüste Beschimpfungen kassiert

Nach der Sommerpause zog die Gema nun aber andere Saiten auf: Es werde keinerlei Ausnahmegenehmigungen mehr geben, die bisherige Regelung sei nur ein Zeichen guten Willens gewesen, schildert Kammer die Antwort des Treuhänder. Er müsse nun aufwendig jede Veranstaltung vorab melden und rückwirkend Zuschauerzahlen und Änderungen am gespielten Repertoire korrigieren.

„Ich will doch nur bezahlen“, sagt Kammer. Für einen gewerblichen Veranstalter sei das Tagesgeschäft und damit kalkulierbar, aber für ihn zeitraubende Bürokratie. Keine harmonischen Worte, kein netter Singsang am Telefon half die Dortmunder Filiale umzustimmen. Stattdessen habe er wüste Beschimpfungen kassiert. Der gemütliche und selten aus der Fassung zu bringende Montags-Conférencier machte nochmals deutlich: „Ich muss das nicht machen, dann fließt gar kein Geld mehr.“ Er blies alle künftigen Termine ab und riet den von der Absage betroffenen Musikern – mancher darunter selbst Gema-Mitglied – und Gästen, sich bei der Gesellschaft zu beschweren. „Das betrifft ja nicht nur mich, sondern auch die Künstler und andere Ehrenamtler.“

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Nun sei ein wenig Bewegung in die Sache gekommen, wohl wegen des Protestes, auch von anderen Betroffenen, mutmaßt Kammer. Die Gema sei zurückgerudert und habe sich bei ihm entschuldigt. Eine Lösung, wie er künftig ohne viel Aufwand seine Meldepflichten nachkommen könne, präsentierte man nicht, sagt er. Eine Anfrage der NRZ blieb am Montag vorerst unbeantwortet. Kammer bleibt dennoch skeptisch, und will am bisher geplanten Ende im Oktober festhalten.