Essen. Bei der Bürgerversammlung in Frintrop am Mittwochabend, zu dem die Stadt Anwohner eingeladen hatte, gab es etliche Fragen an Sozialdezernent Renzel und wenige (neue) Antworten zum Asylkonzept.
Dicke Luft herrscht am Mittwochabend an der Schlenterstraße in Frintrop, nicht nur weil sich weit mehr Menschen in den Gemeindesaal des Pfarrheims eingefunden haben, als dieser Sitzplätze bietet. Dicht gedrängt und erhitzten Gemüts erwarten über 300 Bürger die für 19 Uhr angekündigte Veranstaltung, zu der Sozialdezernent Peter Renzel eingeladen hat, um sie über das Behelfs-Asyl in der Walter-Pleitgen-Schule zu informieren.
Wer sind die Asylsuchenden? Woher kommen sie? Wie lange werden sie bleiben und unter welchen Bedingungen? Mit diesen Fragen kamen etliche Anwohner – und gingen mit wenig klaren Antworten. Denn viel Neues barg der 45-minütige Vortrag auf 20 Power-Point-Folien mit dem Titel „ Unterbringung der Asylbewerber in Essen – Sachstand und Entwicklung“ nicht wirklich. Dass die Stadt rund 130 Flüchtlinge bis Ende des Jahres erwartet, ist nunmehr unbestritten, „wenn wir aber wüssten, wer diese Menschen sind, dann wären wir schon einige Schritte weiter“, beteuert Peter Renzel auf mehrfache Nachfrage aus dem Publikum. Das könne man jetzt noch nicht genau sagen, ebenso für welche Dauer sie in der ehemaligen Schule untergebracht würden.
"Menschenwürdiger als jede Turnhalle"
Erwartungsgemäß erreiche man den Höchststand Ende Dezember, Anfang Januar. Danach reisen die Ersten wieder aus, werden in dauerhafte Einrichtungen oder Mietwohnungen vermittelt – je nach Einzelfall. Es seien immer Auszüge zu vermerken; aktuell außerdem rund 150 Menschen ausreisepflichtig.
Die Räumlichkeiten an der Walter-Pleitgen-Schule seien jedenfalls, so betont Renzel mehrfach „aufgrund der Kurzfristigkeit lediglich eine Behelfseinrichtung, die nur als vorübergehende Unterbringung dient“. Und auch wenn es bezüglich der Duschcontainer und der Essensversorgung Kritik aus dem Publikum hagelt, das sich vor allem über defekte „unzumutbare“ Sanitäranlagen in anderen Schulen ärgert, betont der Sozialdezernent: „Die Schule ist zwar nicht perfekt, aber immer noch menschenwürdiger als jede Turnhalle und jedes Zelt.“
„Nehmen Sie unsere Sorgen ernst!“
Und weil auch die rund 700 Notunterkunfts-Plätze, die Essen aktuell zur Verfügung hat, künftig nicht ausreichen werden und weil die Umrüstung vieler städtischer Immobilien schlicht zu teuer wäre (die NRZ berichtete), startet Renzel einen Aufruf im Saal: Wer Grundstücke und/oder Immobilien in Essen besitze, solle sich doch bitte dringend bei der Stadt melden. Der Spott des Publikums ist ihm sicher. Hielt es schließlich schon die Liste „Stadt Essen hintergeht Frintroper Bürger“ samt 1560 gesammelter Unterschriften bereit. „Nehmen Sie unsere Sorgen ernst!“, ruft eine Bürgerin.
Andere fordern: „Bringt sie doch in Bredeney unter.“ Doch der Dezernent gibt zu bedenken: „Wir sind bemüht, die soziale Balance im Stadtgebiet zu halten.“ Vergleichbare Übergangseinrichtungen gebe es übrigens in elf Stadtteilen. Die 135.000 Asylbewerber, die Deutschland insgesamt erwartet, so Renzel, „werden uns alle sehr herausfordern“.